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Besuchsberichte

automatica: Infos für Robotik-Einsteiger

Am Dienstag startet die automatica mit wirklich vielen Neuheiten, so dass sich ein Besuch lohnt. Gerade auch für (kleinere) Unternehmen, die mit der Robotik liebäugeln, aber noch nicht so recht wissen wie. Sollten Sie als Entscheidungsträger bislang weniger mit Robotik zu tun gehabt haben, wäre die Mitnahme eines Jüngeren eine Option. Jemand, der einfach vertrauter mit Apps und vielleicht auch Sensorik ist. Denn eine schlüsselfertige Lösung gibt es nur für Standardanwendungen wie Schrauben, Schweißen etc. Wird es etwas ungewöhnlicher ist schnell Phantasie gefordert und die schnelle Beurteilung ob einzelne Parameter zusammenpassen könnten wünschenswert.


Nachfolgend einige Infos. Bei den Robotern gibt es einige k.o.-Kritieren: Zu geringe Traglast (bedenken Sie bitte, die Traglast eines Roboters versteht sich ohne Greifer), die Reichweite, vielleicht die Gelenkigkeit (ist der Raum begrenzt, können 6-Achsen zu wenig sein, dann müssen 7-Achsen her), die Geschwindigkeit und vielleicht auch die IP-Klasse.

Cobots sind zwar gedacht für die direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen. Dies kommt in der Praxis aber selten vor. Grund ist die Sicherheit: Bewegt sich ein Cobot so schnell wie ein Mensch, kann dieser bei einer Kollision gefährdet werden. Wird ihr Tempo aber der Sicherheit angepaßt (reduziert), hat der Kollege Mensch Wartezeiten, so dass es häufig uninteressant ist (außer der Mitarbeiter macht währenddessen was komplizierteres). Daher arbeiten Cobots letztlich häufig doch allein, aber ohne Einhausung und dann auch schneller.

Grundsätzlich gilt, dass die Applikation, d.h. der passende Greifer/ Optik wichtiger als der Roboter sind. Dieser ist bisweilen leichter auszutauschen. Eine Ausnahme könnte “MAIRA” von Neura Robotics sein, da dieser auch Sprachbefehle und mehr akzeptiert und damit bereits andere Funktionen (Programmierung) ein wenig mit abdeckt.

Nicht alle Hersteller bieten Dokumentation etc. auf deutsch an. Sollte dies ein Kritierum sein, bitte nachfragen.

Gut zu wissen, dass auch Logistik- und AK-Anbieter ausstellen. Für ein KMU wäre dies vielleicht erst der nächste Schritt, es sein denn, es bestehen bereits konkrete Präferenzen.

Preise: Listenpreise für Roboter & Zubehör sind sehr umfangreich auf der Plattform Unchained Robotics abzurufen. Das Unternehmen ist Teil der “Start-up-Arena” in der Halle B 4.

Die genauen Standplätze sind hier abrufbar.

Halle B 4: Roboter-Anbieter

In dieser Halle sind die vielleicht meisten Roboter-Hersteller versammelt. Dazu auch interessante Zubehör-Anbieter. Der Besuch dieser Halle ist sicherlich ein Muss. Dies allein schon aus zwei Gründen: Mit Universal Robots stellt der Weltmarktführer aus. Für Robotik-Einsteiger: Silberner Cobot mit blauen Kappen. Und Universal Robots wird etwas “großes neues ausstellen”.

Beim sehr großen Stand von Neura Robotics ist der erste kognitive Roboter zu sehen (läßt sich intuitiv anweisen, auch durch Sprache) sowie vieles mehr. Zum “Mehr” gehört auch Opdra, die erste Software, mit der sich ganz alte Maschinen genauso wie moderne simpel automatisieren lassen: Eine normale Kamera schaut auf den Monitor und liest diese wie ein Maschinenbediener. Der Rest sind Anweisungen an einen Roboter. Neura Robotics ist also ebenso ein “Muss” – häufig bin ich dort anzutreffen, da ich an der Entwicklung von Opdra beteiligt war und bin.

Opdra

An Cobot-Herstellern mit Neuigkeiten ebenfalls vertreten sind in der Halle Agile Robots (aber begrenzte Traglast und stark KI-getrieben) sowie Techman. Techman wird auch von Omron vertrieben. Hierbei handelt es sich um Roboter, seit vielen Jahren an Markt, mit eigener optischer Unterstützung. In München wird die neue S-Serie vorgestellt.

Erstmals zu sehen wird auch der neue Cobot von Franka Emika, ebenfalls in dieser Halle. Er ist einfach zu bedienen, hat aber nur eine Traglast von 3 kg. Wer damit auskommt, anschauen. Denn Franka Emika ist besonders gelenkig, günstig und hat gute Integratoren. Ein weiterer neuer Cobot wird von der schweizer Firma F&P Robotics vorgestellt. Sicherlich ein guter Roboter, bis 5 kg Traglast, aber noch nicht so bekannt.

Interessanter für KMU dürfte der Besuch von Kassow Robots sein. Es handelt sich hierbei um einen dänischen Hersteller, der seit kurzem mehrheitlich zu Bosch-Rexroth gehört. Er hat bereits 5 Cobots, die i.S. Traglast und Reichweite alles abdecken und dank der siebten Achse besonders beweglich sind. Dafür kosten sie etwas mehr als die Cobots des Marktführers. Wer eine intensivere Nutzung plant, ist bei Kassow Robots gut aufgehoben.

Noch mehr Cobots im Angebot hat Doosan, ein Hersteller aus Korea. Er verfügt über diverse Integratoren in Deutschland. ELITE Robots aus China fehlt es hingegen noch Integratoren. Dafür sind ihre Cobots sehr günstig und im Heimatland auch bereits verbreitet.

Als letzter Cobot-Anbieter in der Halle sei Rethink Robotics genannt. Sie sind Teil des Ausstellers United Robotics Group. Rethink Robotics ist ein Pionier mit gutem Marktanteil, hat aber vielleicht das Problem, dass so langsam neue Modelle vorgestellt werden (wohl zur Motek). Das jetzige Modell Sawyer kann dann vom Markt genommen werden. Wer hiermit und der auf 4 kg limitierten Traglast kein Problem hat, gerne! Dank der 7 Achsen ist er beweglich und im Übrigen gut zu programmieren.

Nicht Cobots, sondern sehr einfach zu programmierende, aber auch eher sperrige Industrieroboter stellt Fruitcore Robotics zu einem sehr niedrigen Preis an. Ebenfalls keine Cobots bietet RobCo an. Das Besondere: Ihre Leichtbauroboter sind von jedermann modular austauschbar. Dies bietet dem Kunden die Möglichkeit beim Kauf aller Modulte möglichst viele Varianten (Traglast/ Reichweite) zu nutzen und dem Hersteller ermöglicht dies interessante Mietmodelle. Denn gibt ein Kunde seine Konfiguration zurück, kann diese leicht verändert einem anderen gegeben werden. Bei RobCo ist das Mieten von Robotern ab ca. 1.200 €/ Monat möglich.

Halle B 4: Peripherie

Ein Roboter benötigt immer einen Greifer, d.h. ein Werkzeug um seine Tätigkeit auszuüben. Dieses hängt vom Material des anzufassenden Teils ab wie auch der gewünschten Tätigkeit. Zum Heben eignen sich Zangen, Finger, Sauger, Magnete etc. Es gibt aber auch Tätigkeiten wie das Kleben oder Schleifen/ Polieren, bei denen der Roboter das Teil gar nicht bewegt. Ähnliches gilt für die optische Inspektion. Ein wichtiger Anbieter auf diesem Gebiet ist Robotiq. Das kanadische Unternehmen stellt ebenfalls in dieser Halle aus. Der größere Wettbewerber OnRobot stellt auch in der Halle aus.

Software: Hier gibt es drei wichtige Software-Anbieter in B 4, die teilweise überhaupt erst eine Lösung ermöglichen (vgl. oben auch Opdra). Wichtig ist hier: Nicht jede Software ist kompatibel zu jedem Roboter! Sind Sie auf einen Roboter bereits fixiert, kann dies ein k.o.-Kriterium sein. Genauso gilt hier, dass immer alles kompatibel zu Universal Robots, dem Marktführer, ist. Eine Automatisierung nur mittels einer speziellen Software zu ermöglichen gilt vor allem für micropsi. Das Musterbespiel hier sind Kabel, die i.d.R. nicht gleich zueinander angeordnet sind. D.h. eine klassische Programmierung würde hier keine Serienbearbeitung ermöglichen. micropsi erkennt diese Varianzen und berücksichtigt sie.

ArtiMinds erleichtert komplexe Programmierungen auch von Industrierobotern maßgeblich. Damit hilft die Software Geld zu sparen und die Flexibilität zu erhöhen. robominds hat sich auf das Greifen mittels optischer Unterstützung spezialisiert – Stichwort Bin-Picking. Die gerade für die Logistik gedachten Lösungen sind nicht ganz günstig. Gestalt Robotics bietet anspruchsvolle Lösungen auf Basis von KI und optischer Erkennung. KMU gehören m.W. nicht zur Zielgruppe.

Ein hoch interessantes Nischenprodukt stellt LinRob vor: Ein Schienensystem das es erlaubt, Roboter auch auf größere Distanzen hoch genau zu bewegen. Das System kann auch auf der Decke montiert werden, so dass die Cobots z.B. nur nachts ohne Umbau des Arbeitsplatzes zum Einsatz kommen können.

Neben den genannten Unternehmen stellen noch zahlreiche weitere aus. Der Großteil dieser Unternehmen ist entweder in den Bereichen Logistik tätig oder ist ein Startup. Einfach anschauen! Daneben gibt es auch Gemeinschaftsstände für Unternehmen (Startups) aus den Niederlanden und Dänemark.

Halle B 5

In dieser Halle geht es vorrangig um die Industrierobotik. D.h. um Roboter, die sehr schnell sind, aber nicht dafür gedacht sind mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Für den Mittelständler sind die meisten Aussteller daher nur bei größeren Stückzahlen von Interesse. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Denn klassische Industrieroboter-Anbieter wie ABB gehen immer mehr in Richtung Cobots. Omron aus Japan vertreibt auch Techman, mobile Roboter und bietet zudem Scara- und Delta-Roboter an. Hierbei handelt es sich um Roboter, die sehr schnell greifen können und daher ideal zum Verpacken etc sind. Allerdings ist ihre Tragkraft begrenzt, was bei typischen Anwendungsfällen mit bis zu 100 Picks/ Minute (z.B. Kosmetik, Lebensmittel) aber kein Nachteil ist. Generell: Wer derartige Aufgaben zu lösen hat (hohe Stückzahl, wiederkehrend, Gewicht < 2 kg) ist in der Halle bestens aufgehoben.

Spannend wird es sein, ob der japanische Roboter-Hersteller Denso hier seine ersten normal-großen Cobots zeigen wird. Bislang hatter er mit dem Cobotta nur einen der kleinsten Cobots – ideal für Labore. Wer einen super-kleinen, aber hoch-präzisen Industrieroboter benötigt, sollte Mecademic besuchen.

Ansonsten sind in der Halle sehr viele “Spezialisten”, die zeigen was alles möglich ist: Sehr viel. Roboter können z.B. volles Tempo fahren bis sich ihnen ein Mensch nähert. Der Mensch kann von Radar (Inspect) oder Laser (Sick) erfasst werden. Roboter können entweder durch Vormachen programmiert werden, dann können sie aber währenddessen nicht arbeiten, oder durch das Einspielen von CAD-Daten während sie arbeiten. Beim letzteren Ansatz hilft CENIT.

Außerdem sind in der Halle viele Anbieter von optischen Lösungen zu finden.

Halle B 6

Der Besuch dieser Halle ist wichtig für alle “Schweißer”. In ihr stellen Fronius und Demmeler aus. Wer den Roboter einfach die Schweißbahnen oder anderes programmieren will, dem steht der Tracepen von Wandelbots zur Verfügung. Wandelbots ist führend im Bereich der No-Code-Programmierung. D.h. Programmierung durch Vormachen.

Ebenfalls in dieser Halle stellt mit FANUC der Weltmarktführer der Industrierobotik aus. Vor wenigen Wochen brachte er eine Cobot-Serie auf den Markt. Mit ihrer Hilfe will er ebenfalls Marktführer bei den kollaborativen Robotern werden. Seine CRX-Serie bietet fast jede gängige Reichweite und Traglast an und weist einige Vorteile auf.

Mit Yaskawa ist ein weiterer großer Industrie- und Cobot-Anbieter vertreten.

Ein besonderer Anbieter ist das Startup Coboworx: Es hat einen einfachen (preiswerten) aber leistungsstarken Roboter entwickelt, der derzeit zum Palettieren angeboten wird und hier bis 30 kg heben kann. Weitere Einsatzgebiete werden folgen. Coboworx bietet auch Miet-Varianten an.

Bei den anderen Ausstellern handelt es sich um Zielferer für die Robotik-Industrie oder um Spezialisten, für KMU nicht auf Anhieb von Relevanz. Nachdem HWIN bei der Hannover Messe wieder sein Roboter-Ballett präsentiert hat, dürfte es auch in München zu sehen sein.

Halle A 4

Diese Halle bietet zwei besonders interessante Aussteller: igus mit seiner low-cost-Robotik hat beispielsweise einen “Cobot” für 5.000 € im Angebot. Direkt neben igus stellt roboception aus. Das Unternehmen bietet anspruchsvolle optische Lösungen an und ist einen Besuch wert. Kuka wiederum muß nicht vorgestellt werden. Eine clevere Lösung bietet Oechsler an: Eine Schutzhaut aus dem 3D-Drucker die den Menschen bei Berührungen schützt und widerstandsfähig ist. Durch ihre Individualität kann die Schutzhaut die gesamte Applikation umhüllen.

Halle A 5

Mit den Firmen Schunk, Piab, Zimmer, Weiss und Schmalz stellen gleich mehrere wichtige Greifer-Hersteller aus. Weiss ist vielleicht weniger bekannt. Das Unternehmen ist bekannt für besonders schnelle Öffnungen der Zangen sowie deren individuellen Einstellmöglichkeiten. FESTO dürfte neben Automatisierungszubehör in der Halle bereits seinen ersten Cobot vorstellen, der 2023 ausgeliefert wird.

Wer mit seinem Cobot Distanzen von wenigen Metern zurücklegen will, kann Rollon helfen.

Halle A 6

In der Halle sind viele Automatisierungsspezialisten mit individuellen Lösungen versammelt.

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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät bei fast allen Fragen rund um Robotik incl Finanzierung/ Förderungen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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