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Coboworx mit weiterer Finanzierung

Der Automatisierungs-Enabler Coboworx konnte in seiner zweiten Finanzierungsrunde weitere 4,5 Mio. Euro einwerben. Das Startup, dessen vier Gründer gemeinsam über 100 Jahre Robotik-Erfahrung verfügen, hatte bereits 2019 m.W. 0,8 Mio. Euro erhalten. Paua Ventures, der damalige Investor, ist wieder mit dabei. Die Neu-Investoren Picus Capital, Team Global sowie Rubin Ritter und Florian Huber hatten zuvor m.W. keine besondere Robotik-Erfahrung. Ritter war bei Zalando jahrelang für die Finanzen zuständig. Zalando setzt auf die speziellen Roboter von Magazino und ist an der Münchner Firma auch beteiligt. Ein Großteil der Investoren sind somit – ähnlich wie Frank Thelen – Neueinsteiger i.S. Robotik.


Coboworx wird zum Hardware-Anbieter

Ich muß gestehen, das Geschäftsmodell von Coboworx ist mir nicht mehr ganz klar. (Das Unternehmen setzt nicht nur auf reine Cobots, sondern auch auf Leichtbauroboter bis 30 kg Traglast.) Gestartet war das Unternehmen als Berater. Insbesondere KMU wurden besucht und binnen kurzer Zeit erhielten diese eine Robotisierungs-Empfehlung incl. der Option diese komplett durch Coboworx umsetzen zu lassen. Coboworx hat dann zugekauft – incl. Leistungen von Integratoren oder Zertifizierern. Vielleicht auch als Folge von Corona (Hausverbot für Dritte in viele Unternehmen), vermutlich aber von Beginn an geplant war das, was mir recht neu ist, worauf das Handelsblatt aber verweist: “Das Unternehmen entwickelt prozessfertige Roboterzellen, die besonders einfach installiert werden können. Für eine Palettier-Aufgabe gibt es dann zum Beispiel eine App, mit der der Roboter sehr leicht auf die Tätigkeit umgestellt werden kann.” Klar, hier spielt die Musik.

Ralf Zeisberger, Olaf Gehrels, Klaus Wagner und Georg Matheus

Geschäftsmodelle vermischen sich

Mit fertigen Roboterzellen wird Coboworx somit in Konkurrenz zu drag&bot und anderen treten. drag&bot hat mit Programmierungshilfen angefangen und bietet nun auch eine erste Roboterzelle an. Coboworx setzt auf Wandelbots. Beide Unternehmen knappern damit auch am Kuchen der Integratoren, aber auch von Hardware-Herstellern. Sowohl Cobot-Hersteller wie auch Greifer-Anbieter bieten z.T. Komplett-Lösungen an bzw. vermitteln sie. Der Coboworx-Ansatz kann damit die Stellung der Hardware-Anbieter schwächen. Ein Extrem-Beispiel hierfür ist eine kürzlich im Blog vorgestellte Roboter-Zelle von Zeiss: Der Weltkonzern nutzt tatsächlich einen Billigroboter aus China. Ein anderer Aspekt werden mögliche RasS-Modelle sein (Robot-as-a-Service), wie sie in den USA entstehen. Dort bieten ersten Startups komplett programmierte Lösungen auf Mietbasis an. Ein solcher Ansatz könnte eine weitere Option für Coboworx sein. Zudem versprechen immer mehr Robotik-Anbieter den einfachsten Einsatz ihrer Geräte. Neura Robotics spricht gar schon von kognitiven Robotern. Parallel hierzu wird die Qualifikation der Mitarbeiter in Unternehmen stetig besser. Jeder Hochschul-Absolvent dürfte heute bereits Cobot-Kontakt gehabt haben.

Bei allem sollte eines niemals vergessen werden: Auf jede deutsche Firma dürften in China 10 kommen, die das gleiche Geschäftsmodell haben. Irgendwann kommen sich die Unternehmen in die Quere. Derzeit sind die Märkte noch recht national. Das wird sich ändern. Siasun, in China ein Robotik-Riese, wird auch zu uns kommen. Kassow Robots hätte es bei uns wahrscheinlich schwerer, wenn Productive Robotics schon in Deutschland präsent wäre – und umgekehrt.

Köpfe sind entscheidend

Noch mehr als in etablierten Unternehmen sind in einem Startup die Personen entscheidend. Olaf Gehrels, der nach außen am stärksten Coboworx repräsentiert, ist in der Branche bestens bekannt und vernetzt. Im Vorjahr war er maßgeblicher Initiator bei der Gründung des Deutschen Robotikverbandes. Als Ex-Chef von Fanuc Europa und Midea-Berater kennt er die Welt samt China bestens. Dies legt eine Internationalisierung von Coboworx nahe. Diese muß auch erfolgen, sagt Picus Capital-Mitgründer Robin Godenrath doch “Das kann eine Multi-Milliarden-Company werden.

Die beste Geschäftsführung kann allerdings auch nur dann das angestrebte Wachstum realisieren, wenn sie genügend Personal einstellen kann. Der Hauptsitz für die Software-Entwicklung ist derzeit offenbar Trier. Hierauf lassen die offenen Stellenangebote schließen. Mit dem nahen Umwelt-Campus und dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Vette-Steinkamp gibt es sicherlich eine enge Kooperation. Dennoch, auch Hahn Robotics sucht eifrig Personal für Rheinböllen. Die Personalakquise wird sicherlich eine der Hauptherausforderungen sein.

Auf jeden Fall wird der Besuch des anstehenden Dresdner Robotic Festivals noch lohnenswerter. Olaf Gehrels wird anwesend sein. Lieber Olaf, wir sehen uns dort. Vielleicht willst Du unseren Lesern dann noch ein paar Infos mitteilen. 🙂

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In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Das Standardbuch (allerdings schon 2 Jahre alt) über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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