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No-Code-Programmierung

drag and bot von KEBA übernommen

Kurze Zeit nach der Kapitalerhöhung des Dresdner No-Code-Spezialisten Wandelbots wurde der Stuttgarter “Wettbewerber” drag and bot vom Linzer Automatisierungsspezialisten KEBA übernommen. Wichtig: Wettbewerber habe ich in Anführungszeichen gesetzt, da drag and bot zwar auch Programmierung ohne Code-Kenntnisse ermöglicht, hier aber bei komplexeren Anwendungen und für eine Vielzahl von Roboterherstellern. Während Wandelbots derzeit Universal Robots und Yaskawa unterstützt, bietet drag and bot zusätzlich Kompatibilität zu acht weiteren Herstellern, primär aus dem Bereich der Industrierobotik. Dies alles hat drag and bot mit weitaus weniger Personal als Wandelbots geschafft. Aktuell besteht das Team aus acht Personen. Der TracePen von Wandelbots ist im Gegenzug direkt auch für Einsteiger nutzbar, während drag and bot im Handling anspruchsvoller ist (und auch komplexere Aufgaben effektiv löst). Die Preise sind hier abrufbar. Dies zur Abgrenzung.


Auch drag and bot verfügt über einen Stift

Vor der Wiedergabe der Pressemitteilung einige Infos/ Interpretationen meinerseits: drag and bot wurde 2017 ohne Investoren gegründet. Im Zuge einer Kapitalerhöhung beteiligten sich 2019 österreichische Investoren mit rund 22%. Hiervon entfielen allein knapp 20% auf die SpeedInvest. Dieser Venture Capital-Finanzierer vermeldete sodann eine “siebenstellige” Finanzierung (Link). Dies stimmte zwar, doch flossen dem Unternehmen nicht mehrere Millionen, sondern offenbar “nur” 1,2 Mio€ zu (= Unternehmenswert grob 6 Mio€ zu dem Zeitpunkt). Wahrscheinlich hätte die Gründer mehr Kapital erhalten wenn sie mehr Anteile abgegeben hätten. Aber – ich verfüge über kein Insiderwissen – kann ich mir gut vorstellen, dass hierfür keine Notwendigkeit bestand: Die ersten Produkte gab es bereits und die Perspektive war gut. Allerdings sah damals selbst der konservativste Businessplan kein Corona vor. Und gerade junge Unternehmen wurden durch Corona schwer getroffen: Keine Messen, keine Besuchstermine und noch dazu temporär stark gesunkene Investitionsbereitschafts seitens der potentiellen Kunden – vgl. Umsatzeinbruch Universal Robots in 2020 (Link). Dies alles dürfte dazu geführt haben, dass sich alle Gesellschafter entschlossen ihre Anteil an KEBA abzugeben.

Gründungsteam drag and bot mit CEO KEBA Group AG Gerhard Luftensteiner (erste Reihe Mitte) und CEO KEBA Industrial Automation GmbH Markus Schatz (erste Reihe links) © KEBA

Für mich, ich interpretiere weiter, die ideale Lösung: KEBA ist wirklich eine Top-Gruppe (Ergebniszahlen), ist u.a. in der Industrie-Automation tätig (vgl. unten) und im Privatbesitz. Die Eigenständigkeit scheint gewahrt zu bleiben. Fotos teilen manchmal mehr mit als eine Presseerklärung. Das obige Foto legt nahe, dass alles paßt. Noch ist drag and bot nicht auf der Ausstellerliste der Automatica, vielleicht ändert sich dies nun. Die Pressemitteilung:

KEBA erwirbt deutsches Softwareunternehmen drag and bot GmbH

Im Dezember 2021 übernahm KEBA das in Stuttgart / Deutschland ansässige Softwareunternehmen drag and bot, ein Start-up, das ein innovatives Betriebssystem für Roboter entwickelt. Die drag and bot GmbH ist als 100% Tochtergesellschaft Teil der KEBA Industrial Automation GmbH, eines der drei Geschäftsfelder der KEBA Group AG. Mit dieser neuerlichen Akquisition stärkt KEBA ihre Position in der Industrieautomation und ergänzt ihr Produktportfolio strategisch mit einer innovativen, flexiblen Automatisierungssoftware.

drag and bot ist ein Start-up Unternehmen, das als Spin-Off des weltweit anerkannten Fraunhofer Instituts für Produktion und Automatisierung (IPA) gegründet wurde und seit 2017 als GmbH geführt wird. Das Unternehmen und sein Team hat große Erfahrung in der einfachen und intuitiven Programmierung von Industrierobotern und unterstützt so Anwender bei der flexiblen und kosteneffizienten Automatisierung ihrer Prozesse. Der Firmenname ist vom drag&drop-Prinzip abgeleitet, was im Bereich Software mit ‚einfach zu bedienen’ assoziiert wird. Die Softwarelösung von drag and bot wird für die Be- und Entladung von Maschinen, für mechanische Montage, Elektronik-Montage und eine Vielzahl von Pick & Place Anwendungen eingesetzt.

Eine intuitive Benutzeroberfläche ermöglicht ohne aufwändige Schulung schnell und eigenständig Roboteranwendungen umzusetzen. © drag and bot

„Technologien zu nutzen, um die oft komplexe Welt der Automatisierung für den Anwender einfacher zu machen, ist die Devise KEBAs. Mit drag and bot haben wir ein Unternehmen erworben, welches genau diese Philosophie verfolgt und somit optimal zu den Stärken von KEBA passt“, so Gerhard Luftensteiner zu den Hintergründen der Akquisition.

So erfordert zum Beispiel die Programmierung und Bedienung von Robotern entsprechendes Experten-Knowhow. Dies ist wiederum oft ein Hemmschuh, Prozesse durch den Einsatz von Robotern zu optimieren. Zusätzlich gibt es bekanntermaßen einen Mangel an entsprechenden Fachkräften. Mit den Lösungen und Anwendungen von drag and bot ist es einfacher, diese Hürde zu überwinden. Eine intuitive Benutzeroberfläche ermöglicht es Anwendern, ohne aufwändige Schulung schnell und eigenständig Roboteranwendungen umzusetzen bzw. anzupassen. KEBA, selbst im Bereich Robotik mit ihren Automationslösungen seit Jahrzehnten erfolgreich tätig, ermöglicht die drag and bot-Expertise eine Erweiterung des Kemro X-Baukasten. So wird KEBA u.a. in der Lage sein, Maschinenbauern einfache Lösungen für die Anbindung an Roboter anzubieten.

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In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Marktanalysen und Finanzierung/ Förderungen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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