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Meinung

Robotik-Startups: Gorillas sollte ein Weckruf sein

Das Handelsblatt berichtete kürzlich über den Lieferdienst Gorillas. Lieferdienste bieten, sarkastisch ausgedrückt, für Personen, die sich gegen Ausbeutung & Co. einsetzen, moderne Dienstboten an. Gorillas benötigt schon wieder Geld und die potentiellen Investoren sehen zunehmend Schatten. Die Kritikpunkte dürften auf so manches Robotik-Startup zutreffen.


Schlechte Organisation

In der Tat, der Kritikpunkt schlechte Organisation betrifft viele junge Unternehmen. Konkret soll er auch einem Robotik-Startup Schwierigkeiten bereiten, dass sich in einer Finanzierungsrunde befindet. Klar, es ist gibt Startups, deren Mitarbeiter durchschnittich erst seit einem Jahr beim Unternehmen sind. Da kann noch nicht alles flutschen. Aber häufig fehlt es auch am Grundlegenden. Es werden Videos auf YouTube veröffentlicht, aber dort Fragen von Nutzern nicht beantwortet. Für mich ein Unding. Dass sich offenbar in einer neuen Finanzierungsrunde befindliche Robotik-Startup ist solch ein Fall. Angesprochene Kapitalgeber sollen von den Organisation nicht überzeugt sein.

Bei Gorillas kommt fehlendes Know how hinzu. Dort wurde ein Betriebsrat gegründet, die Personaler kennen aber offenbar die Mitbestimmungsgesetze überhaupt nicht.

Personal: Es wird fast jeder genommen

Der Businessplan sieht schnellen Markteintritt und Wachstum vor. Wenn dann das Investorengeld kommt, soll der Plan erfüllt werden. Allerdings bietet der Arbeitsmarkt eben nicht so viele Fachkräfte an wie benötigt werden. Somit müssen neue Mitarbeiter für viel Geld von Wettbewerbern abgeworben werden oder man nimmt die günstigereren, die verfügbar sind. Diese können auch gut sein, was aber wenn nicht? Wenn ein Unternehmen weiß, dass der Mitarbeiter, der die Erwartung nicht erfüllt, nicht ersetzt werden könnte, akzeptiert man womöglich seine schwächere Leistung. Dies kann das gesamte Niveau drücken und leistungswillige und -starke demotivieren.

Einige Start-ups stellen nur Personen mit Berufserfahrung ein. Denn wenn Berufsanfänger ohne Führung zusammenarbeiten, geht gar nichts.

Erfahrene unterstützen die Gründer

Auch diese Entwicklung stammt aus den USA: Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die jüngeren, kreativen Gründer durch erfahrene Manager unterstützt werden. Im letzten Jahr handelten so Franka Emika und Wandelbots, in diesem Jahr micropsi industries. Die Unterstützung erfolgt häufig auf Wunsch der Investoren. Bisweilen verändern diese Neuzugänge auch das Geschäftsmodell. So wurde der Einstieg von Alwin Mahler als Geschäftsführer bei Franka Emika mitbegründet. Das Unternehmen wolle künftig auch RaaS anbieten. Mahler habe mit seiner Google-Erfahrung die notwendige Kompetenz incl. Plattform-Wissen.

Gründer denkt nicht strategisch

Ein weiterer Kritikpunkt an Gorillas ist, dass der CEO nicht strategisch denkt, sondern offenbar von Tag zu Tag entscheidet. Ob dies auch auf Robotik-Startups zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Von dieser Kritik zu unterscheiden ist die positive Fähigkeit von einem ursprünglichen Geschäftsmodell Abstand zu nehmen bzw. es zu erweitern. Wandelbots und Franka Emika verfolgen (verstärkt) den Plattform-Gedanken bzw. RaaS, Yuanda bzw. die Nachfolgefirma RobCore (?) will sich offenbar stärker der Software als der Hardware zuwenden.

Gorillas zeigt letztlich einmal mehr, dass nicht nur das Geschäftsmodell in der Theorie stimmen muss, sondern auch der Rest. Auf die Umsetzung kommt es an.

Das Geschäftsmodell von Gorillas ist mir übrigens nicht klar. Wer benötigt schnell Lebensmittel? Unorganisierte denke ich. Die haben aber selten Geld, sagt mein Hausverstand.

(Das Beitragsbild oben ist als Symbolfoto für Startups im Allgemeinen zu verstehen. Aufgenommen bei einer Veranstaltung von Burda Media.)

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