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Dank Robotik: Flugtaxi-Nutzung zum ICE-Preis?

In der heutigen Bild-Zeitung nennt das Startup Lilium Preise für die künftige Nutzung der Flugtaxen. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein, steht das Unternehmen aus Oberpfaffenhofen (München) doch vor dem Börsengang (Bewertung 3,3 Mrd. US-$). Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 280 km/ h soll ab 2025 München-Nürnberg verbunden werden. Die eigentliche Musik dürfte aber in Übersee spielen. Nach einem anfänglichen Preisniveau auf Taxi-Höhe (300 €) sollen in der Folge ICE-Preise (50 €) machbar sein. Da ein Lilium-Flugtaxi sieben Passagiere faßt, betrüge der Umsatz bei der ICE-Variante 350 €. Bei hohen Entwicklungskosten nicht allzu viel, selbst wenn der Tagesumsatz bei mehreren 1.000 € liegen dürfte. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 400 Ingenieure.


Betriebskosten und Fertigungkosten sind entscheidend

Die Betriebskosten dürften primär den Strom beinhalten. Einen Piloten wird es mittelfristig nicht geben und auch ansonsten dürfte wenig Personal benötigt werden. Elektromotoren sind weitgehend verschleißarm. Vielleicht werden gelegentliche Wetterschäden oder Kollisionen mit Vögel einen größeren Aufwand verursachen. Der Luftwiderstand sowie der Auftrieb kosten defintiv Energie und somit wird schon einiges an Stromkosten anfallen. Wichtig ist ein geringes Gewicht. Aus diesem Grund kommen nur Leichtbaustoffe in Frage, also Carbon. So oder so werden aber die Fertigungskosten eines Flugtaxis entscheidender sein.

Klassische Fertigungsverfahren sind zu teuer

Die Verarbeitung von Carbon ist anspruchsvoll. Es kann nicht gegossen werden. Da die Herstellung von Carbon sehr energieintensiv ist, ist Carbon ein sehr teurer Werkstoff. Abfall ist nur schwer recycellbar. Daher dürfte eine der beiden klassischen Bearbeitungsmethoden nicht in Frage kommen: Das Fräsen eine Carbon-Blocks. Hierbei würde viel Abfall anfallen und es wäre auch zeitintensiv. Damit wären die hohen Stundensätze der benötigten Spezialmaschinen neben dem Abfall weitere Kostentreiber.´

Die bisherige andere Bearbeitungsart ist der Mix Maschine mit Handarbeit. Aus diesem Grund werden wohl alle Carbon-Fahrräder in Asien gefertigt. Auf die Dauer sicherlich nicht zielführend, zumal die Lohnkosten vor Ort steigen. Es gibt bereits erste Ansätze mittels Roboter Carbon zu flechten, doch scheidet dies für Formen wie die eines Flugtaxis womöglich aus. Boeing flechtet heute (Link).

Industrieroboter von der Stange könnten die Lösung sein

Richtig günstig scheint die Fertigung nur werden zu können, wenn preiswerte und präzise Roboter mit der richtigen Software zum Einsatz kommen. Hier hat Cevotec aus Unterhaching/ München bereits eine sehr hohe Kompetenz wie das Video zeigt: Einzelne Carbon-Pflaster werden durch einen Kuka sukzessive auf eine Form und aufeinandergelegt. Die Hardwarekosten sind überschaubar (wobei noch die Maschinen zum Erstellen und Bereitstellen der Pflaster benötigt werden).

Bei Marktdurchdringung dieses Fertigungssatzes dürften früher oder später auch Carbon-Fahrräder und mehr in Deutschland kostengünstig hergestellt werden können und vielleicht auch Flugtaxen. Der Einsatz einer Vielzahl an Robotern wäre die Folge. Mehr Informationen über das Fiber Placement gibt es im Link. Der Nachteil wäre einmal mehr ein großer Flächenverbrauch als Folge der Robotik.

Dass die beteiligten Firmen so nah beieinander sitzen, dürfte kein Zufall sein. Bayern fördert seit Jahren massiv Entwicklungen rund um Carbon und die entsprechenden Firmen. Von Augsburg aus wird das Cluster betreut (Mai Carbon). Dies ist ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Industriepolitik. Das Handelsblatt hatte zuletzt in einer großen Analyse gezeigt, wie durch hohe Förderungen sowie geschickte und langjährige Standortpolitik München zum Silicon Valley wurde und heute von Firmen wie Apple, Amazon, Google & Co. geschätzt wird (Link). Derzeit entsteht um München ein Weltraum-Cluster.

Sicherlich visionär erscheint der Gedanke ein Robotik-Cluster ähnlich Mai Carbon zu schaffen. Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, auch aus Sicht des Deutschen Robotik Verbandes.

Welches Potenzial und Visionen im Flugtaxen-Geschäfts denkbar sind, zeigt die sehr lesenswerte Investoren-Präsentation.

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In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Das Standardbuch über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch.

(Das Beitragsbild entstamm der Investoren-Präsentation von Lilium)

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