Auch Sto sieht es so: Bauzulieferer müssen ihren Umsatz mittels Robotik absichern
Sto und Neura Robotics kooperieren, wie heute bekannt wurde. Das Foto läßt in etwa erahnen worum es geht. Pioneer im Baubereich war wohl Hilti. Die Lichtensteiner entwickelten zunächst einen eigene mobile Beschlaglösung. Fischer zog nach. Nun kooperiert Hilti mit einem US-Startup. Jetzt zieht also Sto, ein international führender Hersteller von Produkten und Systemen zur Beschichtung von Gebäuden, nach. Das am Südrand des Schwarzwaldes ansäsige Unternehmen erlöste in 2022 rund 1,8 Mrd. Euro.
Es geht nicht nur um die Ausweitung der Wertschöpfung
Was im ersten Moment wie ein cleverer Schachzug zur Ausweitung der eigenen Wertschöpfung ausschaut, dient m.E. in Zeiten des Fachkräftemangels zur Abssatzsicherung der Kernprodukte. Ohne Handwerker können diese nicht verarbeitet werden. Insofern ist es erstaunlich, dass so wenige Bauzulieferer bislang den Sprung in die Robotik gewagt haben.
Bauzulieferer sind eine interessante „Spezies“
Als Unternehmensberater hatte ich in der Vergangenheit häufiger mit Bauzulieferern zu tun, gerade auch von der Bilanzseite her. Daher erlaube ich mir die Aussage, dass es zahlreiche größere und vor allem finanzstarke Bauzulieferer in Deutschland gibt. Während die Umsatzrenditen der Baufirmen, also der eigentlichen Häuslebauer häufig sehr gering sind, verdienen die Materialhersteller i.d.R. prächtig. Nicht wenige der Bauzieferer sind international aufgestellt und erlösen jeweils mehrere Mrd. an Umsatz (Sika, Holcim, CRH, Mapei, Carlisle etc.)
Kritische Größe an Robotik-Bauzulieferer könnte langsam erreicht sein
Innnerhalb von Branchen sollte man den Herdentrieb nicht unterschätzen. Der erste Tech-Einsteiger mag von den anderen Firmen noch neugierig beäugt, intern aber als Visionär etc. bezeichnet worden sein, dem man nicht folgen solle. So langsam könnte aber die kritische Masse an Firmen, die mitziehen, erreicht werden. Fischer hatte sowieso schon einen Ruf als extrem innovativ, Hilti als finanzstark, aber Sto? M.E. als grundsolide, mehr aber auch nicht (reicht ja auch). Allerdings ist anzumerken, dass nicht jedes Gewerk einfach automatisiert werden könnte, zumindest nicht mit der bestehenden Infrastruktur. Als Beispiel kann ich die mir vertrauten Dachbahnen nennen. Die einen (Bitumen) werden verschweißt (offene Stichflamme auf dem Dach) und sind daher kaum für Roboter zu handhaben. Die Kunststoffbahnen werden hingegen verklebt. Entweder mit aufzutragendem Kleber oder haben bereits eine Klebeschicht. Hier hätte ein Roboter m.E. das Problem der Rollenware. Dachfolien werden nicht wie Platten übereinanderliegend versandt, sondern als Rolle. Wenn das Entrollen nicht einfach automatisiert werden kann, müßte somit die Produktion umgestellt werden. Eine Herkulesaufgabe.
Aber es gibt andere Gewerke, für die m.E. heute bereits die benötgite Technik vorhanden ist. Zu nennen sei hier das Kleben von Fliesen, insbesondere bei großen Objekten wie Wänden – größere Sanitäranlagen.
Es wird Zeit, dass die übrigen Bauzulieferer tätig werden.
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-> Zur Cobot-Gruppe auf LinkedIn (Link). Der Verfasser ist auch beratend tätig (Robotik, Tech & Finanzierung). Kaum jemand dürfte über eine vergleichbare Marktübersicht verfügen.