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IFR-Zahlen 2021: Besonderheiten im DACH-Raum

Vergangene Woche legte die International Federation of Robotics die Zahlen zur Roboterdichte 2021 vor. In diesem Beitrag erfolgte eine Gegenüberstellung mit 2020. Hervorgehoben wurde die Zunahme der Roboterdichte je 10.000 Mitarbeiter in China von 246 (2020) auf 322 (2021), also um 30%. Nicht beachtet wurde bislang der fast gleich hohe prozentuale Anstieg in der Schweiz von 181 auf 240. Im Vergleich hierzu war die Entwicklung in Deutschland – von 371 auf 397 – enttäuschend, noch dazu bei Berücksichtigung der Sonderfaktoren. Ein Interpretationsversuch.


Hochlohnland Schweiz dürfte in der Robotik stark aufholen

Eines vorweg: Die Schweiz ist recht überschaubar, so dass kleinere Veränderungen direkt zu “Ausschlägen” führen. Zu den schweizer Besonderheiten gehört, dass das Land ein Hochlohnland ist. Nach der bei uns gängigen Argumentation würde sich eine Automatisierung daher umso mehr lohnen. Dass die Roboterdichte dennoch unverändert stark unter der deutschen Kennziffer liegt, dürfte primär auf zwei Gründe zurückführen sein:

  1. In der Schweiz trägt die Industrie etwa 25% zur Bruttowertschöpfung (BSP) bei, in Deutschland sind es knapp 27%. So gesehen ähneln sich die Länder. In Deutschland dürfte aber die Großserie überwiegen (Automobil & Co.) Bei dieser kommen traditionell Industrieroboter zum Einsatz. In der Schweiz dürften in der Großserie primär kleinere Spezialitäten wie Mahlwerke von Kaffeemaschinen hergestellt werden. ansonsten gibt es eher kleinere Losgrößen. Diese kleineren Losgrößen können zugleich den imposanten Anstieg um 30% erklären: Die Robotik wird flexibler (Cobots & Co.) und kann nun leichter in KMU eingesetzt werden.
  2. In der Schweiz ist der Anteil der filigranen Fertigung höher als in Deutschland. Allein die Uhrenindustrie erreicht in der Schweiz einen Anteil am BSP von rund 1,5%. Dazu gibt es weitere Produkte, die hergestellt werden, sich aber (noch) nicht für die Robotik eignen.

Deutsche Industrierobotik hat von einer Sonderkonjunktur profitiert

Wie eingangs auf Basis der IFR-Zahlen ausgeführt, ist die Dichte in Deutschland lediglich um 26 Einheiten angewachsen. die obige IFR-Graphik zeigt einen absoluten Absatzanstieg von 15.000 Einheiten. Die Cobos mögen ihren Anteil hierzu beigetragen haben, ansonsten profitierte die Robotik in Deutschland ganz stark von der Elektromobilität. VW kündigte Ende 2020 die Anschaffung von 2.200 Roboter für die Elektrofertigung an (incl. Werk in den USA), die im Vorjahr zur Auslieferung kamen (Link). Das Tesla-Werk Gründheide wurde 2021 mit fast 1.000 Robotern ausgestattet (Link). All die anderen Autohersteller und -zulieferer dürten im Zusammenhang mit der Elektromobilität ebenfalls Roboter eingekauft haben. Daher die Aussage, dass es eine Sonderkonjunktur gab (die Umstellung wird bald beendet sein), gleichwohl ist auch zu berücksichtigen ist, dass Roboter eine lange Nutzungsdauer haben. Es kann aber festgestellt werden, dass der Dichte-Anstieg mit 26 Einheiten deutlich unter dem der Schweiz lag (+ 59) und ohne die Elektromobilität deutlich niedriger gewesen wäre. Somit stellt sich die Frage, ob Deutschland einfach schon ein hohes Niveau erreicht hat oder die Unternehmen noch zu träge sind. Ich denke, dass eher letzteres der Fall sein wird. Hierfür spricht die Entwicklung in Südkorea (von 932 auf 1.000).

Österreich gibt Rätsel auf

Laut den IFR-Zahlen wäre die Roboterdichte von 205 auf 196 gesunken. Da Roboter selten verschrottet werden und der Cobot-Absatz auch zwischen Wien und Bregenz läuft, bezweifle ich die Zahlen. Zumindest scheint es keinen so großen Anstieg wie in der Schweiz gegeben zu haben.

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In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät KMU rund um Robotik – bis zu 50% Förderung der Beratung sind möglich. Permanent auf der Suche nach interessanten Lösungen hat er schon hunderte Applikationen gesehen. Aus diesem Grund gehören auch Großunternehmen zu seinen Kunden, die zwar über Know how verfügen, aber nicht den gesamten Markt kennen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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