Cobot-Hersteller: Entweder AMR oder in Not?
Mit der gestrigen Übernahme von ASTI Mobile Robotics ist mit ABB ein weiterer Komplett-Anbieter enstanden. Zuvor konnten u.a. bereits Omron, Kuka, Universal Robots (incl. MIR), Elite Robots (incl. Standard Robots), Stäubli und – in Zukunft – NEURA Robotics sowohl einen mobilen Roboter wie auch einen Cobot anbieten. Andere Anbieter von Leichtbaurobotern tun dies unverändert nicht. Somit stellt sich die Frage, ob ihnen so wichtige Margen aus dem Cross-Selling verlorengehen. Dies gilt umso mehr, wie in der Serienfertigung vermutlich leichter AMR/ AGV als Cobots zu verkaufen sind. Denn in der Logistik arbeiten weitaus mehr Mitarbeiter als am Band/ in der Montage, wie mir vergangene Woche ein OEM klarmachte. Er sprach vom Verhältnis 3:1.
Welche Umsatzerwartung hat ABB bei ASTI?
Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass ABB den Kauf eines Unternehmens mit heute lediglich 50 Mio. Euro Umsatz (ABB im Konzern 25 Mrd. Euro) als „wesentlichen Bestandteil der Wachstumsstrategie“ bezeichnet hat. Selbst wenn ASTI wie in der Vergangenheit – und allgemein für mobile Robotik prognositziert – weiterhin um jährlich 30% wachsen würde, läge der Umsatz 2025 erst bei knapp 150 Mio. Euro – für ABB unverändert eher Peanuts. Der ABB-Konzern sieht somit weitaus größeres Wachstumspotenzial als Komplettanbieter (incl. Maschiennautomatisierung) im Verbund mit seinen Robotern bzw. seinem Vertrieb. Dieses Potential scheinen andere Hersteller nicht zu sehen oder aber sie setzen einfach andere Prioritäten bzw. ihnen fehlt das Geld.
Und natürlich betrachten Robotik-Hersteller Märkte verschieden und dies auch in Abhängigkeit von ihrem Sortiment. Ein Cobot-Spezialist wird mobile Roboter womöglich anders beurteilen als ein Anbieter von Kleinstrobotern oder von schweren Robtern. Zu unterscheiden sind auch die Zielmärkte. Ein Hersteller, der primär Elektronik-Fertiger bedient, wird weniger nach mobilen Robotern gefragt als z.B. einer der Lebensmittelhersteller als Kunden zählt.
Wie sieht Fanuc den Markt?
Diese Frage habe ich mir gestern gestellt als ich einen Artikel über die Grundsteinlegung des neuen Technikzentrums von Fanuc in Neuhausen las. U.a. betont wurde dabei, dass das Investment „ein klares Bekenntnis zum Standort Neuhausen und damit zum europäischen und deutschen Markt“ sei. Diese Aussage scheint mir sehr defensiv zu sein. Alle Marktteilnehmer sprechen von großem Wachstumspotenzial, chinesische Firmen investieren einen dreistelligen Mio-Betrag in deutsch-chinesische Unternehmen weil hier das Know how vorhanden ist und Fanuc will quasi beweisen an Deutschland zu glauben? Immerhin werden 100 Arbeitsplätze geschaffen, was als Beweis an weitere Wachstums-Ambitionen und Glauben an deutsches Software-Know gewertet werden kann.
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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Das Standardbuch über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.