Ist der Chipmangel gefährlicher als die Pandemie?
Nachtrag vom 30.7.21: Gestern wurde für Deutschlands ein Sprung der Inflation auf 3,8% bekanntgegeben. Wirtschaftsforscher Felbermayer erwartet für typische Weihnachtsgeschenke einen Preissprung von bis zu 20%.
Schwarze Schwäne
Die verarbeitende Industrie hat die Pandemie im Großen und Ganzen bislang recht gut überstanden. Nach schweren Umsatzeinbrüchen im April und Mai lag der Auftragseingang im Dezember sogar leicht über dem Vorjahr. Ebenso wie Corona sich als „schwarzer Schwan“ zunächst nur im Hintergrund bemerkbar gemacht hat, kann nun der weltweite Chipmangel zum „schwarzen Schwan“ werden. Dieser hat bereits zur Kurzarbeit bzw. gar zum Stillstand einiger Autofabriken geführt und lt. Handelsblatt erscheint ein weltweiter Ausfall der PKW-Produktion um 5% bzw. 4,5 Mio. Fahrzeuge denkbar.
Die Gründe für den Chipmangel sind vielfältig
- Zu niedrige Bestellungen als Folge zu negativer Beurteilung der Pandemiefolgen – die Fertigung eines Chips dauert 3 bis 4 Monate.
- Die Sanktionen gegen chinesische Firmen wie Huawei und hiermit verbunden deren Hamsterkäufe.
- Die Sanktionierung des großen chinesischen Halbleiterproduzenten SMIC.
- Der Trend zur Elektromobilität und die damit verbundene höhere Nachfrage
- Homeoffice hat zu einem Boom bei PC und Tablets geführt
- Im März brannte ein Chip-Werk in Japan
- Zum Monatswechsel März/ April kam die temporäre Schließung des Suez-Kanals hinzu
(Als Drohkulisse ist zudem ein Konflikt China-Taiwan zu nennen mit der Folge, dass Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) ausfallen könnte.)
Verteilungskampf
Schwerer als ein Umsatzausfall der Automobilindustrie in der genannten Höhe könnten die Folgen eines Verteilungskampfes zur Behebung des Chipmangels sein. Ford USA soll bereits den neuen US-Präsidenten Biden gebeten haben Chips bevorzugt der Autoindustrie zuzuweisen. Verlierer wären dann u.a. die Unterhaltungsindustrie und womöglich Maschinenbauer.
Lieferketten
Dies alles kann dazu beitragen, dass als Folge des Chipmangels Lieferketten abreißen. Dies ist bereits bei PKWs der Fall ist. Von Ford ist bekannt, dass die Werke in Kentucky und Saarlouis stillstehen. Für die Firmen der Robotik bedeutet dies eine ungünstige Gemengenlage bei der Eigenversorgung mit Chips und wohl auch der Investitionsbereitschaft mancher Kunden. Wirtschaftlich gesehen kann daher der Chipmangel gefährlicher als die Pandemie werden.
Der schwarze Schwan „Chipmangel“ kann einen weiteren schwarzen Schwan heranzüchten
Man stelle sich sich vor, der Chipmangel hält an. Dann hängt die Fertigung von teurem (z.B. PKW) von häufig etwas billigem (Halbleiter) ab. Die logische Konsequenz wäre die Bereitschaft deutlich höhere Preise für Chips zu zahlen. Da die gesamte Knappheit bestehen bliebe, wäre es logisch, dass einzelne Vertreter einer Branche leer ausgingen. Die verbliebenen Anbieter müßten die gleiche Nachfrage bedienen und würden ihre Preise erhöhen. So entsteht Inflation.
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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen bei den Fragen Markt/ Business Development und Finanzierung. Der Autor steht zudem potentiellen Anwendern für einen Gang durch Ihre Produktion/ Fertigung zur Verfügung (Detail). Hierbei werdenkonkrete Vorschläge für den Einsatz von Cobots und anderen Robotern incl. Fördermöglichkeiten zu unterbreitet. Es werden sowohl KMU wie Groß-Unternehmen besucht. Das Standardbuch über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch.