ABB beteiligt sich an Wandelbots-Konkurrenten Scalable Robotics
Eine Überraschung aus den USA, die einmal mehr die konsequente Strategie von ABB zeigt. ABB kauft sich sukzessive ein Ökosystem zusammen und denkt dabei offenbar auch in Teilmärkten. Denn der aktuelle Schwerpunkt von Scalable Robotics umfaßt derzeit offenbar „nur“ die No-Code-Programmierung mittels Stift beim Schweißen. Dies ist auch eine Domäne von Wandelbots, so dass die Akquisition sowohl den Dresdner schaden wie nutzen könnte. Sollte Scalable künftig nur ABB unterstützen (nehme ich an – Zitat letzter Absatz), hätte Wandelbots sicherlich einen Nutzen. Der Markt ist groß und wenn ABB auf einen Stift setzt, muß dieser Ansatz eigentlich gut sein, dürfte so manches KMU denken. Zudem sollten die anderen Roboterbauer in Zugzwang kommen. Gibt es keine Hersteller-Fixierung schaut es natürlich anders aus. Nicht bekannt ist der Preis der Transaktion. Wandelbots war bei der letzten Finanzierungsrunde aus heutiger Sicht großzügig bewertet worden. Das Umfeld war damals auch noch wesentlich günstiger. Bemerkenswert ist, dass der Deal hoch „aufgehängt“ wird – Pressemitteilung und Statement des Robotcs-Leiters von ABB lassen darauf schließen, dass es nicht um „Kleingeld“ geht. Wandelbots zählt bei LinkedIn 166 Mitarbeiter, Scalable Robotics derzeit 3. Gewisse Unterschiede bestehen somit. Dies vorab – hier die offizielle Pressemitteilung:
Ausbau des Angebots an anwender-freundlichen Schweißlösungen
- Die Zusammenarbeit mit dem US-Start-up markiert einen weiteren Meilenstein in der ABB-Strategie, ein Partner-Ökosystem für anwender-freundliche Lösungen aufzubauen.
- Die Technologie von Scalable Robotics ermöglicht Kunden ein einfaches Programmieren von Schweißrobotern ohne Robotik-Erfahrung.
ABB geht eine strategische Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Start-up Scalable Robotics ein, um ihr Angebot an robotergestützten Schweißlösungen auszubauen. Die Technologie von Scalable Robotics nutzt 3D-Bildverarbeitung und integriertes Prozesswissen, um Kunden ein einfaches Programmieren von Schweißrobotern zu ermöglichen – ganz ohne Coding. ABB Technology Ventures (ATV), der für strategische Venture-Capital-Investitionen zuständige Bereich von ABB, ist der Hauptinvestor in der Seed-Finanzierungsrunde von Scalable. Über die Höhe und die Bedingungen des Investments wurde Stillschweigen vereinbart.
Das Investment markiert einen weiteren Meilenstein in der Strategie von ABB zum Aufbau eines Ökosystems aus Partnern, die benutzerfreundliche Lösungen für verschiedene Anwendungen und Branchen anbieten.
In den USA fehlen schon 2024 bis zu 400.000 Schweißfachkräfte
„Angesichts globaler Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel, unterbrochenen Lieferketten und allgemeiner Unsicherheit setzen Unternehmen zunehmend auf Robotik, um ihre Resilienz, Flexibilität und Effizienz zu verbessern“, sagt Marc Segura, Leiter der Robotics-Division von ABB. „Allein in den USA werden bis zum Jahr 2024 schätzungsweise 400.000 Schweißfachkräfte fehlen. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir die Akzeptanz von Robotik fördern und Technologien anbieten, die einfach zu nutzen und zu programmieren sind. So machen wir es Fertigungsunternehmen leichter, automatisierte Lösungen einzuführen, die mehr Komponenten in kürzerer Zeit schweißen können – und gleichzeitig minimalen Ausschuss sowie maximale Qualität sicherstellen.“
Mit der Technologie von Scalable erweitert ABB ihr Portfolio an Lösungen, die ohne das Schreiben von Programmcodes und ohne spezielle Programmierkenntnisse auskommen. Schweißerinnen und Schweißer können dem Roboter einfach zeigen, wo eine Schweißnaht aufgebracht werden soll – der Roboter lernt die entsprechende Bahn dann eigenständig. Die Plattform von Scalable umfasst eine 3D-Kamera in einem Schutzgehäuse am Ende des Roboterarms sowie eine Touchscreen-Oberfläche, die die Anwender durch sämtliche Scan-, Anlern-, Validierungs- und Feinabstimmungsschritte führt.
Durch Klicken mit einem Eingabestift auf die gewünschten Anfahr-, Bahn- und Ausgangspunkte können dem Roboter die Positionen der Schweißnähte beigebracht werden. Die Plattform generiert automatisch eine Schweißbahn, die in RobotStudio®, der führenden Simulations- und Programmiersoftware von ABB, validiert wird. Anschließend können letzte Änderungen vorgenommen werden, bevor der Roboter die Feinabstimmung des Programms übernimmt und es an die Robotersteuerung übermittelt, sodass der Schweißvorgang durchgeführt werden kann.
„Wir haben Scalable Robotics unter der Prämisse gegründet, dass Industrieroboter Werkzeuge sind, die allen Unternehmen unabhängig von ihrer Größe und ihrem Grad der Technisierung zur Verfügung stehen sollten“, sagt Tom Fuhlbrigge, Gründer und CEO von Scalable Robotics. „Mit unseren neuartigen Verfahren zur Mensch-Roboter-Interaktion können Personen, die den Lichtbogenschweißprozess kennen, dem Roboter intuitiv zeigen, was zu tun ist, ohne dass sie Erfahrungen mit Robotern haben müssen. Wir freuen uns, unsere Kräfte mit ABB zu bündeln. ABB ist der ideale Partner, um diese Technologie weltweit auf den Markt zu bringen.“
Das Video ist vom Anfang des Jahres und befindet sich auf dem ABB-Kanal. Man kennt sich also schon seit längerem.
Alle Fotos: ABB. Zum Beitragsbild ganz oben: Die Investition von ABB in Scalable Robotics ist ein weiterer Schritt im Rahmen der ABB-Strategie, ein Ökosystem von Partnern aufzubauen, die anwenderfreundliche Robotiklösungen anbieten.
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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät rund um Robotik. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.