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Die Automationsbranche boomt – unabhängig von der Robotik

Drei bis vier Monate nach dem Jahreswechsel veröffenlichen immer mehr Automationshersteller des gehobenen Mittelstandes ihre Bilanz 2022. Anlaß hierfür bietet auch die Hannover Messe. Die Zahlen sind erstaunlich, zeigen sie doch ausnahmslos ein zweistelliges Wachstum, wobei vorne bisweilen eher eine “2” als “1” steht.


Festo, Weidmüller Beckhoff und Bosch Rexroth boomen

Weidmüller konnte um 22% zulegen und mit 1,175 Mrd. Euro erstmals die Milliarden-Grenze durchbrechen (Link). Festo konnte zwar “nur” um 13,4% auf 3,81 Mrd. Euro zulegen, wächst aber bekanntlich auch stetig. Gerade Festo strebt in die Robotik (siehe Beitragsbild und Artikel, der folgt). Das Wachstum von Beckhoff lag mit 28% wiederum nur knapp unter der “3” vorne. Beckhoff strebt ebenfalls in die Robotik und erlöste 1,5 Mrd. Euro. Bosch Rexroth, der Mehrheitsgesellschafter von Kassow Robots, berichtete bereits Anfang April von einem Rekorderlös in 2022. Der Erlös von 7,3 Mrd. Euro entsprach einem Anstieg von 14,1%.

Natürlich sind dies nur vier von vielen Firmen aus dem Automatisierungsbereich und dazu handelt es sich um absolute Top-Firmen.

Der VDMA rechnet für 2023 mit einem Anstieg der Automations-Erlöse um 9% und hattte zuvor für 2022 ein Wachstum von nur 5% prognostiziert. Dieser fast schon moderate Wert überrascht angesichts der genannten Ausreißer und zugleich stellt sich die Frage, wo sie Ende 2023 “landen” werden:

Zu den VDMA-Zahlen:

Werden Beckhoff und Festo von der Robotik profitieren?

Wie bekannt und oben verlinkt, wollen beide Firmen in die Robotik mittels eigenem Roboterarm “richtig” einsteigen. Interessant wird mittelfristig sein, ob die Absatzentwicklung der Roboter auch schnell das notwendige Umsatzvolumen erreicht. Meine These bei erfolgreichen Unternehmen lautet, dass kein Geschäftsbereich weniger als 10% oder eher 20% Umsatzanteil haben darf, da sonst für die Geschäftsführung zu uninteressant. Erfolglose Unternehmen versuchen hingegen alles mitzunehmen, schon den Deckungsbeiträgen wegen, so meine Erfahrung. Auf Beckhoff und Festo übertragen bedeutet dies, dass die Roboterarme recht schnell einen zweistelligen Mio-Umsatz generieren müßten damit in der Folge die Robotik incl. Zubehör dreistellig ist. Basierend auf den Wachstumsambitionen des igus-Konzern bis 2030 erwarte ich gar einen Robotik-Umsatz der Kölner von einigen Hundert Mio. Euro in 2030. Hilfreich wäre es natürlich, wenn der Teilmarkt der Robotik sich besser als der Gesamtmarkt der Automatisierung entwickeln würde.

Gedanken

Unabhängig von der Frage, ob sich Robotik wie die gesamte Automationsbranche entwickelt, setzt sich m.E. ein Trend fort, den ich als Berater während Corona erstmals glaube festgestellt zu haben: Die Gesamtwirtschaft stagniert grob oder ändert sich kaum, einzelne Branchen proftieren aber von einem Boom. Während Corona (insbesondere 2020) waren dies die Sektoren, die sich um das Zuhause oder Freizeit alleine drehten (Motorräder, Wohmobilie, Markisen, Fernseher). Der Erfolg der boomenden Sektoren gleicht den Rückgang anderer Branchen aus. Aktuell dürften gerade Energie-intensive Bereiche (und zunehmend Automotive) unter die Räder kommen. Für Automatisierungsspezialisten sind steigende Energiepreise ohne Bedeutung. Einerseits ist ihre Marge sowieso hoch und dann der Energiekostenanteil gering.

Nicht vergessen werden darf auch, dass der Erfolg der Automatisierer primär dem Export zu verdanken ist.

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). Der Verfasser ist auch beratend tätig (Robotik, Tech & Finanzierung). Kaum jemand dürfte über eine vergleichbare Marktübersicht verfügen.

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