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Nach Berkshire Grey-Übernahme: Wird Softbank zum strategischen Investor, oder…?

Der japanische Tech-Investor hat gestern die Zustimmung für den Kauf der noch ausstehenden Anteile an Berkshire Grey erhalten. Für 375 Mio. US-$ sollen die noch ausstehenden Anteile des Startups übernommen und dieses von der Börse genommen werden. Der Preis von 1,40 $/ Dollar je Aktie liegt um 24% über dem Schlusskurs am 24.03. aber deutlich unter den bisherigen Höchstständen. Berkshire Grey hat im Zuge der Börsenentwicklung wie so viele Tech-Firmen enorm an Wert verloren. Softbank ist seit 2019 bei Berkshire Grey investiert, zuletzt mit 28,1%. Das Unternehmen war 2012 in Massachusetts gründet worden. Berkshire Grey betrachtet sich als ein führender Anbieter von KI-fähigen Roboterlösungen zur Automatisierung von Lieferkettenprozessen. Schwerpunkte sind das Picken, das Sortieren sowie die Bwegung von Gütern. Seit Ende Januar 2023 kooperiert man mit Locus Robotics, dem führenden AMR-Anbieter. Die Tage erst veröffentlichte Locus Robotics ein Video, das ein perfektes Zusammenspiel mit einem FANUC CRX-Cobot zeigt.


Laut der letzten Investoren-Präsentation hatte Berkshire Grey zuletzt einen Auftragsbestand in Höhe von 104 Mio. US-$. Im letzten Berichtsquartal entsprach der Verlust grob dem Umsatz – es fehlte offensichtlich noch an Skalierung. Die erwähnten 375 Mio. US-$ werden nicht dem Unternehmen zufließen, sondern gehen an die Aktionäre. Damit ändert sich am bisherigen Finanzierungserhalt von knapp 500 Mio. US-$ wenig.

Aus einer Investoren-Präsentation von Berkshire Grey

Softbank hält bislang nur Anteile in geringerer Höhe

So ich es richtig sehe, ist die Softbank zuletzt nur Beteiligungen eingegangen, die ihr allenfalls Mitsprache, aber keine Beherrschung einbrachten. Zu nennen sind jene an der United Robotics Group (durch Verschmelzung mit Softbank Europe – eher eine Verlegenheitslösung aus Softbank-Sicht), an Jaka (die durch Softbank initiierte Partnerschaft mit Toyota soll aber nicht rund laufen), Keenon (stellt wie United Robotics Group Service-Roboter her – beide konkurrieren z.B. in den USA), RightHand Robotics und natürlich an Agile Robots.

Kaufgrund gute Gelegenheit oder weniger Transparenz als Wunsch?

Nur spekutliert werden kann über die Motivation der Softbank. Einerseits kann jetzt durchaus eine gute Kaufgelegenheit bestanden haben – der Kurs war niedrig. Und die Softbank dachte bereits 2021 groß als beide Unternehmen ankündigten den modernsten automatisierten E-Commerce-Fulfillment-Anbieter der Welt zu entwickeln. Anderseits wird Berkshire Grey früher oder später neues Geld benötigen. In den ersten neuen Monaten 2022 sank der Cash-Bestand um über 90 Mio. US-$ auf 78 Mio. US-$. Bei der aktuellen Börsenlage sind Kapitalerhöhungen schwierig bzw. führen zur Verwässerung und alternative Finanzierungsmöglichkeiten gestalten sich immer schwieriger. Insofern kann die Intention der Softbank auch darin gelegen haben eine Beteiligung zu stabilisieren und somit etwaige eigene Wertberichtigungen zu vermeiden.

Podcast mit interessanten Infos zu Startups-Finanzierer

Daniel Stelter, ein von mir sehr geschätzter Ökonom, wies im aktuellen Handelsblatt Disrupt-Podcast auf zwei interessante Sachverhalte hin:

  1. Schon lange vor der Pleite der Silicon Valley Bank hatten Shorseller massiv in sie investiert. Sie gingen also davon aus, dass es eng werden würde. Dies allein zeigt schon die seit Monaten verschärfte Lage für Startups.
  2. Stelter sieht weniger die Bankenkrise, sondern vielmehr die anstehenden Wertberichtigungen bei Venture Capital, Hedgefonds und anderen als Problem. Ähnlich hatte bereits das Handelsblatt berichtet: Viele Startup-Beteiligungen haben im Wert seit dem Einstieg des Investors rund 30% an Wert verloren.

Mit dem Delisting von der Börse bzw. kleinen Kapitalerhöhungen zu alten Unternehmenswerten bei Bestandsbeteiligungen können die bestehenden Buchwerte halbwegs gestützt werden.

Aus dem Geschäftsbericht der Softbank zum 31.03.2022

Nachtrag 30.03.23: Diese Graphik war bei LinkedIn zu sehen. Nun wird klar: Das Unternehmen dürfte meilenweit von der Planung entfernt sein. Nun wird für das 4. Quartal 2023 die Gewinnschwelle erwartet – wie sie auch immer definiert wird (wahrscheinlich ohne a.o.) Bei noch verfügbaren Mitteln von 64 Mio. Ende 2022 und einem Mittelabfluss von 107 Mio. in 2022 wurde die Luft ganz schön dünn. Auch für die Softbank.

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). Der Verfasser ist auch beratend tätig (Robotik, Tech & Finanzierung). Kaum jemand dürfte über eine vergleichbare Marktübersicht verfügen.

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