Robotik-Patente nach Ländern – es kommt noch schlimmer!
Der von mir sehr geschätzte Tom Green hat kürzlich darauf verwiesen (Link), dass fast 35% aller zwischen 2005 und 2019 angemeldeten Robotik-Patente in China registriert sind (Bild unten). Das Zeitintervall beinhaltet noch die Zeit vor Chinas Aufstieg. Wird nur das Jahr 2019 betrachtet, kommt China bereits auf einen Anteil von 43% (Bild oben), Deutschland liegt – wie auch langfristig bei nur etwa 4%.
Ich gehe fest davon aus, dass der Weltmarktanteil Chinas an den Patenten zwischenzeitlich weiter gestiegen ist. Der Blog berichtet recht häufig über chinesische Firmen, die erst ab 2015 gegründet worden sind.
China ist überall
Hinzu kommt, dass chinesisch dominierte Firmen längst nicht nur in China, sondern weltweit anzutreffen sind. Nicht nur mit Niederlassungen, sondern mit ihren Zentralen. In Deutschland sind bekanntlich Kuka, Yuanda, Neura Robotics oder auch Agile Robots unter starkem chinesischen Einfluss. In den USA ist dies ganz offensichtlich das erst diese Woche hier wieder hervorgehobene Startup Flexiv. (Da m.W. viele chinesische Mitarbeiter aber nicht im Traum daran denken irgendwann nach China zurückzuziehen, können wir womöglich hoffen. In Gesprächen schätzen in München wohnende Chinesen regelmäßig die hier bessere Lebensqualität incl. der besseren Luft. Letzteres gilt gerade für junge Eltern.)
China profitiert von seinen Universitäten
Die Aufzählung der chinesischen Unternehmen darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die chinesischen Universitäten offensichtlich wesentlich Patent-orientierter als die deutschen sind. S. 7 dieser interessanten Quelle verdeutlicht die Dominanz der Universitäten in China bei den relevanten Robotik-Patenten. In Deutschland sind sie hingegen unbedeutend. Entweder liegt hier ein systematischer Fehler vor (in Deutschland wird ausgegründet und schon wird anders zugeordnet) oder aber wir sollten uns fragen, was hier falsch läuft. In der Tat stellen Franka Emika, drag&bot, Wandelbots, Yuanda, ArtiMinds oder auch Agile Robots Ausgründungen aus Forschungseinrichtungen dar. Insofern besteht die Hoffnung, dass unsere Hochschulen ebenso forschungsintensiv sind.
KI-Patente sind zu berücksichtigen
Böse Zungen sagen: Es gibt tolle KI-basierte Cobots. Allerdings haben sie keine Zulassung. In der Tat, Universal Robots, Omron, Kassow oder Doosan mögen ein wenig langweilig im Vergleich zu Neura Robotics wirken. Dafür aber dürfen sie bedenkenlos im Produktionsbetrieb eingesetzt werden. Aber der Voll-Einsatz der KI-getriebenen Roboter dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Flexiv wurde ja jüngst CE-zertifiziert. Damit dürfte eine weitere chinesische Domäne an Bedeutung gewinnen: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Robotik. China ist bei AI sehr, sehr stark. Die Stärke hat das Land nicht nur der Politik und den entsprechenden Förderungen zu verdanken (gibt es in Bayern auch), sondern auch dem offenbar größeren Spieltrieb bzw. der Neugierde seiner Bewohner. Software-Patente sind allerdings schwerer zu patentieren. Bei Berücksichtigung der Software könnte die jüngere chinesische Dominanz somit noch größer sein. Übrigens hat sich kürzlich ein Podcast von „KI in der Industrie“ mit der Patentierbarkeit von Software, insbesondere im Bereich Künstlicher Intelligenz, beschäftigt (Link).
Schwierige Lage für die Politik
Die Politik ist sich durchaus bewußt, dass die Robotik wie auch die KI Zukunftstechnologien sind, wie das Beispiel Bayerns zeigt. (Bayern fördert mehr KI-Lehrstühle als Merkels großes KI-Programm auf Bundesebene.) Nur wenn die Politiker sich Rat holen wollen, stehen sie so langsam vor der Frage bei wem. Bei einem Unternehmen mit rein-deutschen Gesellschaftern, von denen es im Bereich der Roboterarme nur wenige gibt, oder von einem mit ausländischen Gesellschaftern. Das Gleiche gilt für die Auflage etwaiger Förderprogramme, z.B. Forschung. Hier stellt sich die Frage, wie verhindert werden kann, dass in Deutschland gefördertes Know how im Ausland für Arbeitsplätze statt hier sorgen kann. Neura Robotics und Yuanda fertigen bekanntlich ausschließlich in China. (Ein abschreckendes, allerdings rein deutsches Beispiel stellt die Förderung der CFK-Entwicklung dar: Der Freistaat Bayern subventionierte die Technologieentwicklung mit 50 Mio€, das Werk wurde dann aber in Kanada gebaut, da dort die Energiekosten deutlich niedriger sind.)
Chinas Erfolg resultiert aus verschiedenen Faktoren
Der chinesische Erfolg basiert auf dem Zusammenspiel diverser Faktoren: Großer Markt mit großer Offenheit für Innovationen (erinnert sei daran, dass Agile Robots keine Testkunden in Deutschland fand, wohl aber in China), dem guten Bildungssystem (seit langem werden auch Auslandsstudien im teuren München an der TU gefördert) und vielseitigen politischen Rahmenbedingungen (Cluster-Politik, Subventionen, niedrigere Steuersätze). Nicht unverwähnt bleibt die größere Fähigkeit/ Bereitschaft von Investoren. In Deutschland dürfen die Pensionskassen bekanntlich ihr Geld in griechischen Staatsanleihen anlegen, aber nur sehr begrenzt in Start-ups. Denn letztere wären zu riskant, so der Gesetzgeber.
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In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.