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Urlaubsreisen lassen an Amortisationsrechnungen zweifeln

Ich halte Amortisationsrechnungen für sehr sinnvoll, wenn nicht gar zwingend, bezweifle aber immer wieder die mit ihnen verbundene Argumentation. Häufiger höre ich, dass der Kunde eine Amortisation binnen ein bis zwei Jahre fordert. Dies erstaunt mich schon, da sich kaum etwas in Unternehmen in so kurzer Zeit rechnet. Das Gebäude sowieso nicht, aber auch kein Bearbeitungszentrum oder sonstige größere Investition.


Reisen bildet

Wir haben ein Wohnmobil und unternehmen mit diesem bisweilen Urlaube, die wir sonst nicht tätigen würden bzw. uns gar nicht leisten könnten. In den Herbstferien waren wir u.a. im tschechischen Karlsbad, einem Kurort nobler als Baden-Baden, aber eben in Tschechien. Über Fasching waren wir einmal mehr in Davos, also in der Schweiz. Ohne Wohnmobil schlicht unbezahlbar. Zwischen beiden Reisen lagen vier Monate und 600 km.

Auf einer Achse von 600 km unterscheiden sich die Lohnkosten um den Faktor 3

Karlsbad liegt 300 km nord-östlich unseres Wohnortes bei München, Davos 300 km süd-westlich. In Karlsbad zahlten wir in einem normalen Restaurant für das dort populäre Gulasch weniger als 9 Euro. In der Schweiz kostet ein vergleichbares Essen mit Fleisch rund 45 Franken aufwärts, also über 45 Euro (der Franken ist längst stärker als der Euro). Diese Relation dürfte sich abgeschwächt auf die Löhne übertragen lassen: Ein Schweizer verdient etwa dreimal soviel wie ein Tscheche. Der Lohn stellt die klassische Basis für eine Amortisationsrechnung dar. Natürlich sind Roboter und deren Integration in der Schweiz teurer als in Tschechien, aber sicherlich nicht um den Faktor 3. D.h. ein Roboter ist relativ gesehen im Osten deutlich kostspieliger.

Roboterdichte ist in Tschechien hoch

Wie der obigen Graphik zu entnehmen ist, ist die Roboterdichte (also Anzahl Roboter je 10.000 Arbeitnehmer) in unserem östlichen Nachbarland zwar niedriger als in der Schweiz, aber nicht gravierend. Die des Nachbarlandes Slowakei ist fast so hoch wie die im Hochlohnland Kanada. Kanada dürfte bei den Lohnkosten zwischen der Schweiz und Deutschland liegen. D.h. ein vielfacher Lohn führt nicht zu einem entsprechendem Robotereinsatz. Sicherlich gibt es in der Schweiz weitaus weniger in großer Anzahl wiederkehrende Arbeit als in Tschechien und die Übersicht basiert primär auf Industrieroboter. (Tschechien beheimatet viel Automotive, die Schweiz wenig.) Andererseits dürfte der Fachkräftemangel in der Schweiz viel höher sein. Eigentlich ein rationaler Grund Roboter auch nur temporär einzusetzen. Aber dass Cobots in der Schweiz nun besonders boomen würden oder in der schweizer Gastronomie die Service-Robotik, ist nicht bekannt. Einen Service-Roboter hatte ich übrigens zuletzt in einem Prager Restaurant gesehen.

Generell wäre vielleicht ein Vergleich Spanien oder Frankreich mit Tschechien sinnvoller, da sich hier die Industriestruktur ehr ähnelt als beim Vergleich mit der Schweiz. Auch hier könnte festgestellt werden, dass die Löhne in Frankreich deutlich höher als im Osten sind, sich dies aber nicht in der Roboterdichte niederschlägt.

Impressionen aus Karlsbad

Beispiel Gastronomie: Bar-Roboter

Der schweizer Roboter-Hersteller F & P Robotics stellte bereits 2019 seinen Bar-Roboter “Barney” vor. Er sorgte bei seiner Vorstellung für Aufsehen, verkaufte sich wohl auch einige mal. Ein Erfolg ist er trotzdem nicht. 2022 konnte ein Barney gar auf Tournee durch große Migros-Supermärkte gehen und alkoholfreie Getränke anbieten. Zu nenneswerten Umsätzen dürfte auch dies nicht geführt haben. Gut, eine Bar ist abends nur an recht wenigen Stunden geöffnet, so dass ein Invest von vermuteten 100 T€ nicht binnen weniger Monate verdient sein würde, aber eine gute Amortisation sollte dennoch gegeben sein. Vor allem sucht die Gastronomie auch in der Schweiz händeringend nach Mitarbeitern.

In Prag, wo die Löhne bekanntlich deutlich niedriger sind, gibt es hingegen eine Roboterbar direkt an der Karlsbrücke. Eingesetzt wird m.W. ein Kuka.

Reklame der Prager Roboterbar

Fazit: Mindset first, Amortisation second

Meine Interpretation: Der Kauf von Robotern hängt zu einem erheblichen Teil vom Mindset des Käufers ab. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine Kaufüberlegung. Dann wird die Amortisationsrechnung durchgeführt. Wer gedanklich offen ist und ein Problem hat, dass er glaubwürdig mit einem Roboter lösen kann, akzeptiert dann auch drei Jahre oder mehr an Amortisation.

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