Dreifacher Takt bei MRK-Einsatz mittels neuer Cobot-Schutzhaut
RoboSkin ist er Name einer hoch-interessanten neuen Schutzhaut für Cobots der Firma Oechsler AG. Bei Verwendung von RoboSkin kann die Geschwindigkeit bei der Mensch-Roboter-Kollaboration verdreifacht werden. Statt den heute machbaren 250 mm/ Sek wären dann 750 mm/ Sek. machbar. Die Vorgaben der ISO/ TS 15066 werden dennoch eingehalten, so Frau Meike Wischgoll, zuständige Programm-Managerin, und Andreas Knoechel bei Oechsler in einem Gespräch mit dem MRK-Blog.de. (Die Vorgaben für die Verwendung von spitzen Werkzeugen etc. gelten natürlich unverändert.) Damit können Mensch und Cobot vielleicht erstmals synchron arbeiten. Die Schutzhaut wird kunden-individuell auf Basis der 3D-Daten gedruckt. Sodann wird sie dem Cobot samt Endeffektoren und seinem Zubehör wie ein Strumpf übergezogen. Je nach Notwendigkeit können auch individuelle Montagemöglichkeiten umgesetzt werden. Die Schutzhaut ist verhältnismäßig leicht und schränkt die Tragkraft nicht ein.
Auftrag bei Daimler führte zur Produktidee
Neben dem Menschen können mittels der Schutzhaut auch Objekte geschützt werden. Denn seinen Ursprung fand das Produkt vor 2 ½ Jahren bei einem Projekt mit der Daimler AG. Damals hatte ein findiger Integrator ein konkretes Problem: Eine auf einem Roboterarm befindliche Kamera zur optischen Messung sollte möglichst nah an die Karosserie der sich auf Bändern befindlichen Autos nähern. Da hier die Gefahr von leichten, aber doch schadhaften Kollisionen bestand (frischer Lack!), wandte er sich an Oechsler. Heraus kam eine poröse Schutzummantelung, die beliebig viele Zusammenstöße aushält. „Porös“ hört sich leicht despektierlich an, ist aber so nicht gemeint. Vielmehr beschreibt porös einen Vorteil: Wärme kann entweichen. Bei einer vollständigen Einhausung bestünde je nach Roboter und Zubehör die grundsätzliche Gefahr der Überhitzung. Es handelt sich um eine offenporige Zellstruktur aus TPU bzw. EPU, die gezielt über Steuerung von Zellgröße und Strebendicke an die mechanischen Anforderungen angepasst werden kann. Das verwandte Material hat eine lange Lebensdauer und ist lichtbeständig. Einschränkungen bei Bewegungen gibt es nicht. Etwaige am Roboter-Arm verlegte Kabel stellen kein Hindernis dar.
Oechsler ist offen für weitere Anwendungen
Wenngleich man als Folge des Einsatzes des 3D-Drucks extrem flexibel ist, sammelt das Unternehmen derzeit gezielt weitere Erfahrungen. Im laufenden Betrieb bei Daimler hat sich der Ansatz bewährt, nun ist man für weitere Einsatzgebiete offen. Als weitere Objekten wurden Leichtbauroboter und mobile Roboter identifiziert.
Im Gegensatz zu anderen Schutzhäuten wird keine Sensorik verwandt
Eine Abgrenzung zu AirSkin: Diese bekannte Schutzhaut soll Industrie-Roboter zu Cobots machen und ist entsprechend aufwendiger, aber auch teurer. Sie wird auch für Cobots von Universal Robots angeboten. M.W. kostet eine AirSkin-Haut etwa 30% des Roboterpreises. Je nach Zahl der zu umhüllenden Achsen beginnt der RoboSkin-Preis im unteren 4-stelligen Bereich. Die RoboSkin ist eine rein passive Schutzausrüstung zum sicheren Dämpfen von ungewollten Kollisionen und kommt ohne zusätzliche Sensorik aus. AirSkin verfügt hingegen über Sensorik.
Das Foto zeigt einen umhüllten Kuka iiwa
Der Anbieter/ Kontakt
Die Oechsler AG mit Sitz in Ansbach (Mittelfranken) gehört lt. Handelsblatt zu den wachstumsstärksten Unternehmen des gehobenen Mittelstandes. Spezialisiert hat sich die Unternehmensgruppe auf die Verarbeitung von Polymeren und dies auch mit Hilfe des 3D-Drucks. Mit 500 Mio€ Umsatz und 3.000 Mitarbeitern ist das Unternehmen zwar noch kein „Big Player“, aber der Eintritt in die Robotik paßt gut zum jüngst hier veröffentlichten Artikel über nun in die Robotik einsteigenden Konzerne (Link). RoboSkin wird firmenintern bald von Maximilian Dechet betreut. Er ist u.a. über LinkedIn erreichbar.
Sollte sich RoboSkin als praxistauglich erweisen, könnte dies dem Cobot-Markt einen Schub geben. Statt etwaiger Rabatte könnte der Vertrieb die Lieferung einer Schutzhaut anbieten und so auf die höhere Geschwindigkeit verweisen.
Vernetzen wir uns? LinkedIn
-> Zur Cobot-Gruppe auf LinkedIn (Link)
In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Das Standardbuch über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.