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Big Player als Robotikhersteller – ist uns Süd-Korea voraus?

Das IFR zeigte die Tage in einem Artikel die Trends in der Robotik in Süd-Korea auf. Hierzu zählt, dass sich Konzerne wie Samsung, LG, Hyundai, Doosan oder Hanwha zunehmend in der Robotik als Hersteller engagieren. Sie sehen die Robotik als Wachstumsmotor an.


Zeit zu schauen, welche Entwicklungen es bei uns gibt, bei denen große Unternehmen jenseits der Robotik beteilgt sind. Es geht also um die Frage, ob unsere Konzerne ein Umsatzpotential mit eigenen Robotik-Produkten sehen. Unbesehen davon gibt es zahreiche Kooperationen von Konzernen mit Robotik-Firmen, auch aus der Startup-Szene. Eine der bekanntesten Partnerschaften dürfte die von VW und Wandelbots sein. Hier geht es aber nur um die Lösung eigener Probleme, nicht um neue Geschäftsmodelle für die Konzerne.

Der Apas von Bosch ist seit vielen Jahren am Markt, hat Bosch aber nicht zu einem größeren Engagement bewogen. Allerdings tritt die Bosch-Tochter BoschRexroth zunehend als Technologiepartner für Robotik- incl. AMR-Hersteller auf. Der Hauptkonzern scheint sich mehr für Klein-Robotik (Rasenmäher), E-Mobilität und Künstliche Intelligenz zu interessieren. Hier ist man sich der zunehmenden Verbindung Robotik und KI bewußt, wie dieses Interview mit Prof. Haddadin zeigt (Link). Siemens ist Anfang des Jahres mittels Sacheinlage (Know how) bei Rethink Robotics eingestiegen. Die Silicon Valley-Tochter von Siemens ist an Wandelbots beteiligt. Zuvor hatte sich Siemens bereits bei Magazino engagiert. Dort ist auch Jungheinrich als Branchenvertreter mit dabei. Der Wettbewerber von Jungheinrich, die Kion Group hat sich an Quicktron beteiligt. Jungheinrich und Kion sind zwar innerhalb ihrer Branche Schwergewichte, können aber dennoch nicht als Big Player bezeichnet werden.

BMW will zusammen mit Google AMR vertreiben

BMW hat Ende 2020 die IDEALworks GmbH mit der Zielsetzung führender Anbieter für autonome Roboterlösungen zu werden gegründet. Mit dem Smart Transport Robot, einer Eigenentwicklung, sollen auch andere Branchen bedient werden. IDEALworks arbeitet im Bereich AMR-Leasing mit ALPHABET, der Google-Mutter, zusammen. Einer der Technologiepartner ist Stäubli. Hier stellt sich die Frage, ob BMW mittelfristig zum Konkurrenten eigener Lieferanten wie Kuka, Grenzebach & Co. wird.

Schaeffler sich seit Jahrzehnten – nun aber zunehmend – in Bereichen der Robotik aktiv, incl. Ultrasonic. Schaeffler bietet ab 2022 auch Motoren für Cobots an (Link).

Big Player zahlen bei Akquisitionen eine Prämie

Für so manches innovatives Robotik-Unternehmen womöglich eine hoffungsvolle Option: Die koreanischen Konzerne kaufen recht aggressiv (also zu hohen Preisen) Marktteilnehmer. Boston Dynamics ging bekanntlich an Hyundai. Der Vorteil von Akquisitionen, wenn man sie sich denn leisten kann: Ein schneller Zugang zu einem häufig bereits markt-tauglichem Produkt, das dann dank des eigenen Vertriebs zum Nutzen aller international vertrieben werden kann. Hyundai ist seit einigen Monaten in München mit einer eigenen Zentrale vertreten. Der koreanische Chef hat über LinkedIn binnen kurzer Zeit zwar 20.000 Kontakte geknüpft, inwieweit diese auch zum Umsatz führen, kann allerdings nicht beurteilt werden.

Generell stellt sich die Frage, ob die Konzerne ihre Robotik-Sparten richtig “pflegen”. Der Newsletter von Hanwha dreht sich fast nur um Q-Cell (Solar), dabei gibt es hier mit Freise Automation einen durchaus rührigen Cobot-Integrator und seit wenigen Monaten auch eine konzerneigene Niederlassung. Die Roboter von Doosan werden zwar am deutschen Markt für ihre Qualität geschätzt, der Vertrieb aber nur bedingt wahrgenommen.

Die ganz großen Unternehmen können also nicht nur als Kunden, sondern auch als potentielle Vertriebspartner oder gar Investoren angesehen werden. Zugleich stellt sich mal wieder die Frage nach der richtigen Bewertung von Robotik-Unternehmen. Rainbow Robotics, in Deutschland erstmals durch die Hannover Messe bekannter geworden, wird offenbar fast mit dem 500fachen seines Vorjahres-Umsatzes bzw. – noch bemerkenswerter – mit über 400 Mio€ bewertet. In Deutschland hätten Unternehmen wie Franka Emika oder Wandelbots mit ihren anfangs niedrigen Umsätzen an der Börse wahrscheinlich keine solche Akzeptanz gefunden.

Roboter sind in Korea weit verbreitet – bald auch bei uns?

Interessant am besagten Artikel ist auch der Verweis auf den breiteren Einsatz von Cobots in Korea im Vergleich zu Deutschland. Dies überrascht nicht, kommen in Süd-Korea doch auf 10.000 Beschäftigte 855 Roboter, bei uns aber nur 346 Stück (Quelle). Deutschland hat sicherlich noch Nachholbedarf. Dieser wird aber derzeit realisiert, wie die stärkere Cobot-Nachfrage des Mittelstandes, aber auch der beginnende Einsatz an bislang gemiedenen Orten zeigt. Zu nennen ist hier beispielsweise die Gastronomie. Glaubt man an die Gastronomie als Kunden, dürfte der Robotik-Markt in Gegenden wie Tirol oder Graubünden in der Gastronomie eher größer als in der dortigen Industrie sein. Denn die Industrie ist dort zwar stärker vertreten als so manchner denkt, hat aber bereits eine Grundausstattung an Robotern. Allerdings muß auch angemerkt werden, dass Süd-Korea nicht dermaßen auf das günstige Arbeitskräftepotential der Migration zugreifen kann, wie wir. Wenn einem deutschen Supermarkt-Betreiber Verkäuferinnen zu teuer sind, setzt er weniger ein und greift beispielsweise auf osteuropäische Regaleinräumer zurück, so dass sich die gelernte Verkäuferin auf die Kasse im Supermarkt sowie die Theken konzentrieren kann. Diese Option gibt es in asiastischen Ländern wie Korea, Japan, Taiwan oder China nicht. In Süd-Korea wuchsen die Reallöhne (also bereinigt um die Inflation) im vergangenen Jahrzehnt grob um 2% pro Jahr (Link), in Deutschland um unter 1% (Link).

Aus dem besagten Artikel entnommen wurde dieses Video eines Neuromeka bei der Arbeit:

https://youtu.be/1pxDmmHxP2Q

Vernetzen wir uns? LinkedIn
-> Zur Cobot-Gruppe auf LinkedIn (Link)

In eigener Sache/ Werbung
Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Boost-Bot beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Markt (-eintritt)/ Business Development und Finanzierung/ Förderungen. Das Standardbuch über Cobots stammt ebenfalls von Guido Bruch.

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