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Marktvolumen aus Sicht von Universal Robots

Marktstudien gibt es viele. Wenn aber der Marktprimus und dies ist ohne Zweifel Universal Robots, sich zum Markt äußert, sollte man hinhören. Dies gilt erst Recht, wenn die Einschätzung im Rahmen einer Investorenpräsentation vorgenommen wurde. Derartige Präsentationen müssen auch juristisch belastbar sein. Man kann sich irren, darf aber nicht täuschen. Die Tage habe ich nochmals die Präsentation zum 30. September 2021 in die Hand genommen. Dort findet sich diese Folie:


Screenshot „Teradyne Financial Results for Q3 2021“

Kurze Plausibilisierung

Es werden also 9 Mio. potentielle Applikationen genannt. Bevor diese Zahl unten hinterfragt wird, werden die gleichfalls genannten 1,5% zunächst geprüft. Wenn derzeit der Markt erst zu 1,5% abgedeckt ist, entspräche dies einem Bestand von (alles sehr grob) von etwa 135.000 Einheiten . Universal Robots dürfte einen Marktanteil zwischen 40 und 50% haben. In Europa wohl höher, in Asien wohl niedriger. Im Dezember 2020 gab Universal Robots bekannt den 50.000sten Cobot ausgeliefert zu haben. Seitdem dürften etwa 20.000 weitere Cobots hinzugekommen sein. Somit erscheint der Wert von 1,5% realistisch.

Wie groß ist der potentielle Markt?

Betrachten wir den Weltmarkt, erscheinen 9 Mio. potentenzielle Einsätze als gar nicht so hoch. Dies gilt umso mehr, wie alle wichtigen Industrieländer über eine alternde Bevölkerung verfügen – sei es in Europa, China, USA oder auch Russland. Bevölkerungswachstum haben wir dort, wo es aus heutiger Sicht nur wenige Einsatzgebiete gäbe. Beispielsweise in Afrika oder Pakistan etc. Da Cobots i.d.R. nicht so produktiv wie ein Mensch sind, braucht sich der Personalmangel vielleicht nur um 7 Mio. Menschen in den genannten Industrie- und Schwellenländern mit ihren rund 2,5 Mrd. Einwohnern zu erhöhen. Schon sollten die Cobots zum Einsatz kommen. Aber: Der bestens bekannte Ulrich Möller sagte bei einer Diskussion etwas sehr interessantes. Nicht jedes Land sei ein typisches Cobot-Land. Entscheidend seien eine stärkere Verbreitung von kleineren Serien und KMU. Dies könnte die extrem hohe Industrieroboter-Dichte in Süd-Korea erklären. Werden dort vorrangig Großserien gefertigt (OEM: Samsung, Kia, Hyundai, LG etc.) ist der Bedarf an Cobots kleiner.

Universal Robots dürfte nur an heutige Kernkunden gedacht haben

Ergänzen möchte ich, dass Universal Robots seine etwas teureren Roboter nur im heutigen Umfeld sehen dürfte. Igus sieht seinen „Rebell“ hingegen auch in der Gastronomie beim Bierzapfen oder im Fast Food-Restaurant beim Pommes frittieren. Neura Robotics sieht wiederum einen großen Markt für seine Modelle beim Massieren. Aber: Bei der CES-Messe in Las Vegas hat Universal Robots genau diesen Anwendungsfall ausgestellt. Yuanda kocht bereits und Franka Emika wird in Kaffee-Zellen verbaut. Hier gibt es also noch ein gigantisches Potential, das m.E. nicht Bestandteil der 9 Mio. ist. Eine völlige Blackbox dürften Cobots bei Urban Farming sein. Hier kann es u.U. um große Stückzahlen gehen.

Die Kehrseite

So schön ein jährliches Wachstum von z.B. 30% wäre, so klein bliebe erstmal der Gesamtmarkt. Hinzu kommt, dass es 2021 viele Markteintritte oder frisches Geld gab. Für einen Wachstumsmarkt kann daher der Wettbewerb und vielleicht Preisdruck erstmal ungewöhnlich hart sein. Angenommen, es wurden weltweit bis 2021 rund 135.000 Cobots verkauft, ergibt sich bei Abgabepreisen aus Herstellersicht (also keine Endkundenpreise) erstmals 2023/ 24 ein Branchenumsatz von mehr als 1 Mrd. und erst 2035 wäre das von Universal Robots genannte Marktpotential annähernd erreicht. UR weiß mehr als ich, doch denke ich, wer 2030 noch keinen Cobot hat, wird auch 2032 keinen kaufen. Daher sehe ich – bei einem Marktpotential von 9 Mio. Stück – rechnerisch ehr ein jährliches Wachstum von 60% – so lieferfähig etc.

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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Marktanalysen und Finanzierung/ Förderungen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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