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United Robotics Group: Neue integrierte Robotik-Gruppe (1/2)

Gestern war ich Gast einer großen Veranstaltung. Der Veranstalter, die United Robotics Group, hat das Potenzial zum wichtigen Player des Robotik-Marktes zu werden. International so bekannte Roboter-Marken wie Pepper (SoftBank Robotics Europe) oder Sawyer (Rethink Robotics) haben eines gemeinsam: Sie sind “Member” eben dieser United Robotics Group. Die United Robotics Group ist das Dach verschiedener Robotik-Firmen und unterstützt so deren Zusammenarbeit und sicherlich in Zukunft auch den Vertrieb. Anders als viele Venture-Capital finanzierte Robotik-Firmen befindet sich die Gruppe im Besitz der sehr langfristig denkenden Ruhrkohle-Stiftung. Die Stiftung soll die “Ewigkeitskosten” des vormaligen Bergbaus im Ruhrgebiet finanzieren und diesem zugleich bei der Transformation unterstützen. Für die ausländischen Leser: Das Ruhrgebiet war jahrzehntelang die wirtschaftliche Herzkammer Deutschlands mit Steinkohle-Bergbau und vielen großen Stahlwerken. Der Bergbau, der in den 60er Jahren noch Hundertausende Arbeitsplätze bot, existiert heute nicht mehr. Die Stahlindustrie ist stark geschrumpft. In der Folge gingen viele Arbeitsplätze verloren, gerade jüngere Bewohner wanderten ab und die einst reiche Region verlor signifikant an Wohlstand. (Der Autor wuchs in der Ruhrgebietsstadt Duisburg auf. Das Erlebnis des Niedergangs der Stahlindustrie führte dazu, dass er technologisch “paranoid” wurde und direkt im Anschluss an das Studium nach München zog. Er ist noch immer dem Ruhrgebiet verbunden.)


Pittsburgh als Vorbild?

Die Asian Robotic Review stellte vor einigen Monaten die US-Region um Pittsburgh vor: Schwer vom Niedergang der Stahlindustrie getroffen, blüht die Stadt nun dank einer wachsenden Robotik-Industrie wieder auf. In Pittsburgh und Umgebung wohnen weniger als 1 Mio. Menschen. Im Ruhrgebiet hingegen leben noch immer 5 Mio. Menschen. Solch eine Transformation wie in Pittsburgh scheint den Verantwortlichen der Ruhrkohlestiftung durchaus vorzuschweben. Die Grundvoraussetzungen hierfür sind vorhanden: Das Ruhrgebiet hat eine Vielzahl an Universitäten, unverändert viele gute Maschinenbau-Unternehmen in der Region und keinen solch überhitzten Arbeitsmarkt wie in München. Im Großraum München werden häufiger Fachkräfte mit hohen Gehaltserhöhungen abgeworben. (Als ein bekanntes Münchner-Robotik-Unternehmen im Zuge von Corona Kurzarbeit einführte, warb ein anderes bekanntes Münchner Robotik-Unternehmen gleich einen Großteil der Fachkräfte ab.).

Die Veranstaltung fand in der Bochumer “Jahrhunderthalle” statt. Einst war sie die Gaskraftzentrale des Bochumer Vereins (früher Bergbau und Stahlindustrie.)

Geld ist vorhanden

Die Strategie ist klar, wie nachfolgend gezeigt werden wird. Das nötige Geld ist vorhanden. Das Netto-Vermögen der Stiftung, zu der Unternehmen, Immobilien und vieles mehr gehören, dürfte bei knapp 30 Mrd. Euro liegen. Der Autor schätzt, dass bislang bereits ein 3-stelliger Mio. Betrag für die Robotik verwandt wurde. Einerseits für Firmenkäufe und dann auch zur Finanzierung der obligatorischen Anlaufverluste. Nun wird sukzessiver immer klarer, wohin die Reise gehen wird.

Strategie der Gruppe

Thomas Hähn, CEO der United Robotics Group, skizzierte die Strategie der Gruppe. Hähn gründete 1992 zusammen mit Partnern einen Robotik-Integrator und Automatisierungsspezialisten. Seit 2014 übernahm die RAG-Stiftung sukzessive die heutige HAHN Group. Sie beschäftigt etwa 1.600 Mitarbeiter und übernahm 2018 die Assets der in Insolvenz gegangenen Rethink Robotics.

Thomas Hähn
Thomas Hähn, CEO der United Robotics Group und Gründer der Hahn-Gruppe, zeigte, wohin die Reise gehen wird: Das gebündelte know-how wird genutzt für Anwendungen im sozialen und industriellen Bereich

Hähn wies auf das breite know-how der Gruppe hin, welches angesichts der demographischen Entwicklung großes Potential enthalte. Aus der Industrie kommend sieht er die Chancen der Robotik gerade auch im sozialen Bereich. Dieser umfaßt sowohl die Pflege/ Betreuung wie letztlich auch Tätigkeiten in der Gastronomie oder später im Haushalt. Der Zielsetzung der RAG-Stiftung folgend kündigte er den Bau eine Technologiezentrum auf dem ehemaligen Opel-Areal in Bochum an. Organsatorisch sei darauf hingewiesen, dass die United Robotics Group die nachfolgend abgebildeten Unternehmen zu ihren Mitgliedern zählt. Die rein industrielle HAHN-Group mit ihren Beteiligungen aber nicht. HAHN-Group wie auch die United Robotics Group gehören beide aber zur RSBG Automation & Technologies GmbH. Die zuvor erwähnte Rethink Robotics GmbH wurde im März 2021 von der HAHN Group an die United Robotics Group verkauft.

Die dargestellten Unternehmen kooperieren miteinander, aber auch mit denen der HAHN Group.

Die Unternehmen der United Robotics Group kooperieren bei Bedarf miteinander. Dass dies funktionieren sollte, zeigte das Verhalten untereinander. Jeder schien jeden zu kennen und auch zu mögen.

Nachfolgend werden die acht aufgeführten “Member” vorgestellt, verteilt auf zwei Beiträge. In diesem Beitrag wird nur auf Rethink Robotics Bezug genommen. Der Cobot-Hersteller hat am deutlichsten (noch) industriellen Charakter.

Rethink Robotics

Rethink Robotics war in etwa parallel zu Universal Robots in den USA gegründet worden. Im Gegensatz zum heutigen Marktführer verfolgte Rethink Robotics den noch heute ambitionierten Ansatz eines Roboters mit zwei Armen (“Baxter”). Er bekam später mit “Sawyer” einen Kollegen. Beide Cobots waren ihrer Zeit bzw. dem Markt voraus und qualitativ verbesserungswürdig. Dies alles hatte zur Folge, dass Rethink Robotics trotz kumulierten 150 Mio. US-Dollar an Investorengeldern in Insolvenz ging. DIes zur Zeit bis 2018. 2018 wurden Patente und Markenrechte von der HAHN Group übernommen und die Qualität an deutsche Standards angepaßt. Die unverändert als sehr einfach geltende Betriebssoftware wurde ebenfalls verbessert. Die deutschen Gesellschafter dürften bis heute 40 Mio. Euro investiert haben, so die Vermutung.

Ende 2020 wurde mit Siemens eine Partnerschaft vereinbart: Siemens bringt gegen Anteil Robotik-Patente ein. Rethink Robotics zog nach Bochum und kündigte für das Frühjahr 2021 einen neuen Cobot an (Link). Nachdem das Frühjahr 2021 ohne einen neuen Cobot verstrich, fragte ich mehrmals nach, konnte aber nichts neues berichten. In der Folge gab es interessante Einsätze des Sawyer in Behinderten-Werkstätten oder auch im Krankenhauslabor. Zusammen mit dem Partner Siemens hatte man weltweit das erste Krankenhauslabor automatisiert.

Soviel zu den Ursprüngen und der jüngeren Vergangenheit. Mit besonderer Spannung sah ich dem Pitch von CEO Daniel Bunse entgegen – gibt es Infos zu neuen Modellen? Die gab es, wenn auch noch knapp: Es werden in diesem Jahr mehrere Cobots vorgestellt (also keine 1-Cobot-Politik wie bei Agile Robots, Festo oder Franka). Vielleicht gibt es nähere Infos schon zur automatica, definitiv aber – so Herr Bunse im Gespräch – zur Motek. Die Anfang Oktober stattfindende Motek hätte somit ein erstes Highlight.

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Der Autor dieses Blogs ist maßgeblich am KI-/ Robotik-Projekt Opdra beteiligt. Er berät Robotik-Firmen und Investoren bei den Fragen Marktanalysen und Finanzierung/ Förderungen. Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

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